Goethe hatte die antiken Griechen als Vorbild angesehen und war davon überzeugt, dass die klassische Antike die Verkörperung einer positiv besetzten Dreieinigkeit war (Güte, Wahrheit und Schönheit). Der Nationalsozialismus verkörpert das genaue Gegenteil, und zwar Menschenverachtung, Lüge und Hässlichkeit. Gemäß der NS-Geschichtsauffassung sah man in den antiken Griechen „Arier”. Dennoch hielt dieser Gedanke die Deutschen nicht davon ab, Griechenland zu plündern, auszurauben und ganze Ortschaften dem Erdboden gleichzumachen.
Rosalie erwähnt neben Goethe und Joachim Winckelmann (1717 -1768), einem bedeutenden Archäologen und Kunstschriftsteller der Aufklärung, auch noch drei weitere Schriftsteller und Dramatiker: Gerhard Hauptmann, Rudolf G. Binding und Erhart Kästner. Alle drei waren durchaus empfänglich für den Nationalsozialismus und wurden vom NS-Regime nicht mit Schreibverbot belegt. Erhart Kästner wird im Jahr 1941 sogar als Dolmetscher für das Luftgaukommando nach Athen abkommandiert. Rosalie beschreibt ihn als „Dichter im Waffenrock“. Dort erhält er den Auftrag für ein Griechenlandbuch zu arbeiten. 1942 erschien in Berlin „Griechenland. Ein Buch aus dem Kriege“. Wilhelm Mayer, der General und Befehlshaber im Luftgau Südost/Athen, verfasst persönlich das Geleitwort: „(…) Ich hoffe, daß dieses Buch, von Soldaten für Soldaten geschrieben, von persönlichem Erleben und echter Begeisterung beseelt, dazu beiträgt, daß Euch dieses Land, in das Euch der Befehl des Führers gestellt hat, zur bleibenden Erinnerung wird!“ ¹
In der intensiven Auseinandersetzung ist uns Rosalie sehr vertraut geworden. Viele Fragen zu ihrer Person, zum Verhältnis zwischen Deutschen und Griechen an der damaligen DSA bleiben aber dennoch im Dunklen der Geschichte unbeantwortet.