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Rosalie verfasst am 8. März 1944 einen Lebenslauf für die Zulassung zur Reifeprüfung

✎   Beitrag: Angeliki Maria  Karagianni, Alexandra Efthymiou, Thomas Alexander Karalis

Familiärer Hintergrund:

Rosalie war halb Griechin und halb Deutsche.

Ihr Vater war Diplomingenieur. Über den Beruf ihrer Mutter ist nichts bekannt.

Als Rosalie 3 Jahre alt war, also 1929, zogen ihre Eltern ohne die Tochter nach Griechenland und sie musste somit bei ihrem Onkel in München bleiben.

Wirtschaftliche, berufliche und soziale Stellung:

Die Familie von Rosalie hatte vermutlich keine finanziellen Probleme, da sie nach Griechenland umgezogen, was zu dieser Zeit, 1929, etwas außergewöhnlich war.

Kindheitserlebnisse, Hobbys, Reisen:

Rosalie wurde am 8. April. 1926 in München geboren. Sie schrieb, dass das Erste, woran sie sich erinnern kann, „die Trennung von [ihren] Eltern“, war. Sie musste bei ihrem Onkel leben und vermisste somit ihre Eltern schmerzlich.

In München ging sie mit 6 Jahren auf eine Volksschule, die ihr am Anfang nicht gefiel. Sie entwickelte jedoch „von Tag zu Tag mehr Freude“ und Spaß am Lernen, berichtete sie.

Sie erzählt, dass sie mit ihrer Klasse auch Ausflüge in die bayerischen Alpen unternahm, die ihr sehr gefielen. Im Herbst 1936 kam sie auch nach Athen zu ihren Eltern und besuchte von da an die DSA bis zum Abitur. Der Schulwechsel fiel ihr schwer, da sie Schwierigkeiten mit der Eingewöhnung hatte. Aber ihre “Kameradinnen” (Freundinnen, ab 1933 wurde man mit Kamerad/in angeredet) sorgten dafür, dass das nicht lange so blieb.

Gutachten der Lehrer/-innen:

Rosalie war laut ihren Lehrern und Lehrerinnen „munter“, „fröhlich“, „fleißig“, „energetisch“ und dementsprechend eine “gute Kameradin”. Dennoch war sie „oberflächlich“, „geistig unentwickelt“ und zeigte in keinem Fach außerordentliche Fähigkeiten.

Vor allem in ihrem letzten Schuljahr erbrachte sie eine außerordentlich geringe Leistung. Nur in dem Fach Musik zeigte sie Stärke. (Quelle: Gutachten)

Selbstbild:

Rosalie berichtet uns, welche Fächer ihr Spaß machten und welche nicht. Ansonsten erfahren wir wenig über die Persönlichkeit der Schülerin.

Zukunftspläne:

Nach dem Abitur wollte Rosalie Griechenland verlassen und in Deutschland Innenarchitektur studieren. Ihr Wunsch war es ein “unabhängiges Leben” zu führen, was jedoch ihrer Meinung nach in Griechenland nicht möglich war.

Politische Einstellung von Rosalie:

Rosalie äußerte keine politische Meinung. Daher schien ihre politische Einstellung neutral zu sein. Mit Sorge äußerte sie sich über ihre eigene Zukunft, die ungewiss war, da sie vom Krieg bestimmt wurde.

Erwähnung und Bezüge zur Kriegssituation:

Die Schülerin erwähnte nur einmal den Krieg und zwar in ihrem Lebenslauf. Sie sagt, dass die Zukunft vom Krieg bestimmt sei, wodurch klar wird, dass ihr die Auswirkungen des Krieges bewusst waren, Zitat: ”Ich hoffe, dass mein Ziel, das ich mir gesetzt habe, in Erfüllung geht, obwohl die Zukunft auch weitgehend durch den Verlauf des Krieges bestimmt ist.“ „Nach dem Abitur beabsichtige ich Griechenland zu verlassen und in Deutschland zu studieren, um Innenarchitektin zu werden.“

Kenntnisse und Bildungsniveau der Schülerin damals im Vergleich mit denen von heute:

Die Schülerin besitzt eine gute Kenntnis der deutschen Sprache, dennoch ist ihre Rechtschreibung nicht perfekt. Mit ihren Kenntnissen und ihrem Bildungsniveau könnte man noch heute durchaus das Abitur bewältigen.

Zu der Korrektur der Lehrer: Welche Kriterien waren damals ausschlaggebend? - Vergleich zu heute:

Die Bewertungskriterien sind durchaus gleich geblieben. Die Lehrer korrigieren alle Orthografie- und Grammatikfehler und geben Vorschläge zur Verbesserung des schriftlichen Ausdrucks. 

Anmerkung der Gruppe: Obwohl sie halb Griechin ist, verehrt und bewunderst sie die deutschen Soldaten in Griechenland. Eine Tasache, die uns erstaunt und für uns heute schwer nachvollziehbar ist. Das Elternhaus, die Schulausbildung, zuerst in Deutschland und dann an der Deutschen Schule Athen scheinen wohl ihr Weltbild und ihre Haltung gegenüber dem NS Regime stark geprägt zu haben. Deutlich erkennbar ist das auch in ihrem Reifeprüfungsaufsatz. (siehe: Rosalie im Archiv)

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