Wir haben heute die Zusage bekommen und dürfen Katherina ein paar Fragen stellen. Damit ihr die Fragen nachvollziehen könnt, stellen wir euch die Schülerin noch einmal kurz vor:
✎ Beitrag: Alexander Tolias, Nikolaos Votsis, Aristomenis Zeus Kotatis
Katherina war ein auf ihr Vaterland stolzes Mädchen. Zu erkennen ist dies an ihren eigenen Aussagen:
„Die Freude, mein Vaterland zu sehen, war überwältigend.”;
“ […] Zum ersten Mal [sah ich] unseren Führer, und dieses Erlebnis bleibt für mich unauslöschlich.”;
“Im April dieses Jahres konnte ich unsere siegreichen deutschen Soldaten bei ihrem Einmarsch in Athen begrüßen.”
Außerdem trat sie mit 8 Jahren dem BDM, dem Bund Deutscher Mädel, bei, obwohl der eigentlich für Mädchen im Alter von 14-18 gedacht war. Für die Jüngeren gab es den „Jungmädelbund“. Doch selbst für den wäre sie zu jung gewesen, denn dieser „akzeptierte“ nur Mädchen im Alter von 10-14. Sie schreibt aber, dass sie im Jahr 1933 dem BDM beitrat. Der BDM war eine vom NS-Regime eingeführte Organisation, um die Ideologie in jungen Köpfen propagandistisch zu vermitteln und sie zu verherrlichen. Den Mädchen wurde dort auch beigebracht, dem „Vaterland treu zu bleiben“. Die bekanntere Hitlerjugend funktionierte nach dem gleichen Prinzip, nur für Jungen. Der BDM bot viele Aktivitäten an, um sich anspruchsvoll zu präsentieren. Jedoch wurde der Beitritt in den BDM sowie in die HJ schnell zur Pflicht. Ziel der Hitlerjugend war es, die Jungen zu disziplinieren, um sie „kriegstüchtig“ zu machen. Für den BDM waren das Erwecken des „Volksgemeinschaft“-Gedankens und die „Entwicklung der Anmut“ vorrangige Ziele.
Und hier stellen wir uns nun die Frage, ob Katherina etwa nicht sah, wie die Situation in Griechenland war?
Sie schrieb ihren Lebenslauf im Herbst 1941. Während am 23. April 1941 die griechischen Soldaten kapitulierten und die Deutschen das Land besetzten und ausplünderten. Auch sollte sie mitbekommen haben, wie einer der Alliierten Deutschlands, Italien, ein Jahr zuvor Griechenland angegriffen hatte. Und nach all dem Leid und den vielen Toten schreibt sie immer noch euphorisch über ihre „siegreichen deutschen Soldaten“ und darüber, wie das Erlebnis, dass sie Hitler, „unseren Führer“, sehen durfte, „unauslöschlich“ gewesen sei.
Für uns ist das nicht nachvollziehbar und uns stellen sich Fragen:
Denn es ist eigentlich unmöglich, all das nicht mitbekommen zu haben, aber vielleicht hat sie es ausgeblendet? Könnte es sein, dass sie es nicht wahrhaben wollte, da sie zu sehr von der Ideologie überzeugt war? Oder hat der BDM seinen Job gemacht und die Gehirnwäsche war erfolgreich? War er schuld daran, dass sie von der Realität so abgeschottet war. Vermutlich schon, aber es wäre definitiv hilfreich, eine direkte Antwort von der Person selbst zu bekommen, denn es ist schon erschreckend zu wissen, dass es Menschen gab, so wie Katherina, die durch die Heroisierung Hitlers das Leid anderer Menschen ausblendeten.