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Als der Studienrat Dr. Helmut Greulich im Jahr 1941 seine Stelle an der damaligen DSA antrat, herrschte in Athen eine furchtbare Hungersnot, der im Winter 1941/42 mehr als 100.000 Menschen zum Opfer fielen. Das Leben in Athen war gekennzeichnet von bitterer Not und Armut. Unter diesen Umständen suchte der Lehrer vergeblich nach einer Wohnung für sich und seine Familie. Hier erfahrt ihr mehr über die Zustände im damaligen Athen:
✎ Beitrag: Aliki Portosalte, Alexandra Iliana Dimitriadi, Ilektra Mavridi
Bericht über die Erfahrungen bei der Wohnungsbeschaffung im Winter 1941/42
Meine Bemühungen in der Wohnungsbeschaffung erstreckten sich in der ersten Zeit meines Athener Aufenthaltes in zwei Richtungen:
1) Beschaffung eines möblierten Zimmers
2) Suche nach einer angemessenen Wohnung für meine Familie.
Suche nach einem möblierten Zimmer:
1) Das Quartieramt der Ortskommandatur stellte mir eine Reihe von Anschriften zur Verfügung, die für die Zwecke der Wehrmacht beschlagnahmt worden waren. Ich habe mir mehr als 15 Zimmer angesehen. Für meine Bedürfnisse kam keines davon in Frage: Entweder handelte es sich um sogenannte „gute Stuben“ oder um höchst primitiv eingerichtete Räume, in jedem Falle fehlten so notwendige Einrichtungsgegenstände wie Schrank, Schreibtisch, Leselampe und anderes mehr. Kochmöglichkeiten, auf die man bei den heutigen Ernährungsverhältnissen angewiesen ist, gab es ebenfalls nicht.
Da es mir durch das freundliche Entgegenkommen des Herrn Pfarrers ermöglicht wurde, im Schwesternheim zu wohnen, habe ich vom Februar 1942 ab die Zimmersuche eingestellt.
Über den vergeblichen Versuch eine Wohnung zu finden
Resümee des Herrn Greulich
In Zusammenarbeit zwischen Partei, Wehrmacht und Reichsvertretung müsste der Wohnungsbedarf der deutschen Dienststellen festgestellt und der Deutschen Schule ein bestimmtes Kontingent zur Verfügung gestellt werden. Der einzelne Zivilist, der als Neuling keine Verbindung zu Griechen besitzt, kann ohne Unterstützung der amtlichen Stellen nicht zum Ziel gelangen. Da die Tätigkeit der Deutschen Schule als kriegswichtig anerkannt ist, müssten die Wohnungsbedürfnisse der deutschen Beamten denen der Wehrmacht gleichgestellt werden.
Dr. Helmut Greulich
Studienrat
Bildquelle: Fotoarchiv, V. Mitos, Wohnungsbeschaffung durch die deutsche Wehrmacht
Das Problem der Wohnungsbeschaffung und deren mangelhaften Ausstattung mit dem nötigen Mobiliar war der Schule bekannt. In nicht wenigen Konferenzen und Hinweisen im Mitteilungsbuch versuchte die Schule die deutschen Kollegen in dieser Hinsicht zu unterstützen. Bereits vor der Einnahme Griechenlands durch die Wehrmacht herrschte schon Wohnungsknappheit. Mit der deutschen Besatzung verschlechterten sich die Bedingungen für Wohnungssuchende. Da die deutsche Wehrmacht keine Kasernen für ihre Soldaten in Athen bereitstellte, quartierte sie ihre Soldaten in privaten Wohnungen griechischer Bürger ein. Wie der Lehrer Greulich schreibt, war das Quartieramt der deutschen Ortskommandantur für die Vergabe von Wohnraum an Soldaten zuständig. Diese ging bei der Wohnraumbeschaffung nicht gerade „zimperlich“ vor: Griechische Wohnungen wurden einfach konfisziert. Eine historische Fotografie, aufgenommen von einem ehemaligen deutschen Wehrmachssoldaten in Griechenland (heute ist das Foto im Besitz des bekannten Sammlers Vyron Mitos) belegt diese Tatsache. Zwei Transkripte aus den Mitteilungsbüchern der DSA vom Zeitraum 1939-1942 dokumentieren die Bemühungen der Schule die deutschen Kollegen in dieser Sache zu unterstützen. Hier könnt ihr nachlesen:
Wohnmobiliar: Eintrag vom 2.6.1939 in das Mitteilungsbuch (1939-1942) der damaligen DSA (Transkript)
Betr. Wohnungssuche: Eintrag vom 22.11.1941 in das Mitteilungsbuch der (1939-1942) der damaligen DSA
Baron von Schröder von der Reichsvertretung bittet mich, ihn auf dem Laufenden darüber zu halten, welchen Erfolg die Wohnungssuchenden mit der Nachweisung von Wohnungen durch das Quartieramt haben. Ich bitte die betreffenden Kameraden um alsbaldliche Mitteilung, wenn sie Wohnungen gefunden haben.
22.11.41 gezeichnet Romain