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Wir lernen das Fräulein von Hauff als überzeugte Nationalsozialistin kennen; die politische Zuverlässigkeit war Voraussetzung für die Einstellung im Auslandsschuldienst. In persönlichen Briefen an den damaligen Schulleiter Alfred Romain berichtet sie begeistert von einer sehr „erholsamen und erfrischenden Lagerkameradschaft auf der Zitadelle“ mit Vorlesungen bzw. Vorträgen sowie einer Ausstellung. Die Lehrer mussten also regelmäßig an verpflichtenden Schulungslagern des NSLB (Nationalsozialistischer Lehrerbund) teilnehmen. Hier könnt ihr euch a) über das „Idealbild“ eines deutschen Auslandslehrers im NS-Staat, über das Auswahlverfahren und die ideologische Ausrichtung des Unterrichts informieren und b) über die Rolle Griechenlands als Asylort für jüdische Migranten aus Deutschland.

✎   Recherche: Jannis Tolias, Ludovico Bitzios, Ionas Kablitz-Panagiatopoulos, Alexios Tsakalakos

Die Voraussetzungen der deutschen Auslandslehrer und Auslandsschulen unter dem NS-Regime

Die deutschen Lehrer im Ausland bekamen nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten neben ihren sonstigen Verpflichtungen eine weitere Funktion. Sie wurden vom Auswärtigen Amt als propagandistische Vorbilder einer “deutschen Herrenrasse” ausgewählt und sollten das nationalsozialistische Ideal repräsentieren. Sie mussten diszipliniert, gehorsam und körperlich sowie mental “gesund” sein. Da die politische Zuverlässigkeit ein Kriterium für die Auswahl der Lehrer war, waren die meisten im „Optimalfall“ überzeugte Nationalsozialisten und Mitglieder verschiedenster NS-Bündnisse. Deswegen wurde auch die Mehrheit der Schulfächer von der nationalsozialistischen Ideologie stark geprägt. NS-Gedankengut, Vorstellungen und Theorien wurden in vielen Schulfächern intensiv behandelt, sodass manche Themen sogar in Fächern, die keinen offenbaren Zusammenhang damit hatten, (oft indirekt) gelehrt wurden, wie z.B. die sogenannte “Rassenkunde” im Fach Mathematik. Die Vermittlung der NS-Ideologie im NS-Weltanschauungsunterricht war für die deutschen Schüler der damaligen DSA verpflichtend, nicht aber für die einheimischen griechischen Schüler. Das Ziel einer deutschen Auslandsschule war, fremde Kulturen in eine zukünftige deutsche Gesellschaft zu integrieren.

Wenn man alles das bedenkt, wird der Grund klar, weswegen die Lehrerin von Hauff von der Deutschen Schule Athen letztendlich auch entlassen und nicht weiterempfohlen wurde. Sie wurde vom Direktor als “unnationalistisch und parteifeindlich” und “physisch und psychisch gestört” diffamiert.

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 Bildquelle: Schularchiv DSA

Das nationalsozialistische Idealbild eines Auslandslehrers

(…) Die NSDAP, sah in den Auslandslehrern die „Schildhalter“ in vorderster Front im Kampf für das Deutschtum. Jens Waibel untersucht in seiner Dissertation „Die deutschen Auslandsschulen – Materialien zur Außenpolitik des Dritten Reiches“ die unterschiedlichen Aspekte des deutschen Auslandsschulwesens während der NS-Zeit. Hier finden sich sechs Auszüge aus seiner Dissertation:

(…) Der Auslandslehrer müsse (…) Träger der Idee des „neuen Deutschlands“ werden, „der in ständigem Wechsel zwischen Heimat und Ausland seine Kräfte auf dem Boden der heimatlichen Erde erneuert. Er soll den Gedanken des Führertums im Sinne Adolf Hitlers hinaustragen. Um dieses Ziel zu erreichen, brauche es Menschen mit „absolutem Bekennermut“. Es müsse der Welt gezeigt werden, „dass alle Guten heute im deutschen Volke und nicht bloß einige hinter Adolf Hitler stehen.“

Der Auslandslehrer ist neben seiner Schularbeit auch dem gigantischen „Ringen unseres Volkes für seine innere und äußere Freiheit, sowie seinem Kampf um Blutswert und Bodentreue im Ausland verständlich zu machen, verpflichtet. Er ist ein Sendbote deutscher Kulturgeltung, der unter härtesten Bedingungen den Vorpostendienst im Kampf um die Erhaltung des Deutschtums einnehme.

Der Auslandslehrer sei in dieser Zeit Lehrer und Nationalsozialist in einem. Er sei somit „Künder deutschen Kulturwollens und […] Mittler nationalsozialistischer Haltung.“

 „Die Auslandslehrer sollten Apostel des Nationalsozialismus sein.“ „Sein ganzes Auftreten soll dem fremden Volk ein Musterbeispiel nationalsozialistischer Tüchtigkeit und Disziplin vor Augen führen, soll ihm zeigen, dass der Nationalsozialismus das eigene Volk liebt und verehrt und dafür zu kämpfen bereit ist.“

Lehrerauswahl

Der Geist des Nationalsozialismus fand seinen Weg (…) offiziell in das Verfahren der Lehrervermittlung. Einem Erlass des Reichserziehungsministeriums vom 8.12.1934 folgend mussten die Beurteilungen der Lehrer nun Äußerungen zu folgenden Punkten enthalten: „1. Lehrerfolge, 2. Schulzucht ohne Anwendung schroffer Disziplinmittel, 3. Persönlichkeit des Bewerbers, sein Verhältnis zu Schülern, Kollegen, Schulleitern und Eltern, 4. Besondere Befähigungen auch außerschulischer Art, 5. Umgangsformen, 6. Nationale Zuverlässigkeit des Bewerbers.“ Mit den Angaben über die nationale Zuverlässigkeit der sich bewerbenden Lehrer wurde eine neue Bewerbungskategorie eingeführt. Es wurde nun neben fachlichen Aspekten auch die politische Zuverlässigkeit des Bewerbers durch die Parteidienststellen der NSDAP festgestellt. Ziel war es offenbar, nur noch „politisch einwandfreie“ (= nationalsozialistisch gesinnte) Lehrer an die Auslandsschulen zu senden. Viele Kandidaten hatten sich bereits im Ausland bewährt. Die amtlichen Urteile über die einzelnen Bewerber der zuständigen Unterrichtsverwaltungen wurden den Schulvorständen regelmäßig vorgelegt.

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Bildquelle: Schularchiv DSA

Die Lehrer im Ausland

Das Engagement von Lehrern in Gliederungen der Partei im Ausland: Die Auslandslehrer sollten „Bannerträger“ des neuen Systems sein. Zahlreiche Auslandslehrer waren Mitglieder und Funktionsträger der NSDAP. Im Ausland betätigten sich die Lehrer häufig in den lokalen Orts- und Landesgruppen der AO¹ der NSDAP. Die Position dieser Lehrer wurde in der Zeit nach 1936 gestärkt.

Die ideologische Ausrichtung des Unterrichts

An den deutschen Auslandsschulen sollte sich auch die Ausrichtung aller Unterrichtsfächer am Volkstumsgedanken ausrichten (…). Die Idee des Volkstums sollte der ultimative Maßstab für alle Unterrichtsfächer sein. Die Schüler sollten dabei grundlegende Kenntnisse der „großen Lebensgesetze von Volk und Rasse mit ins Leben hinausnehmen.“ Der Volkstumsgedanke dürfe, (…), jedoch nicht chauvinistisch vermittelt werden, da deutsches Volkstum und fremdes Staatsbürgertum keine sich ausschließenden Gegensätze seien. (…) Aufgabe der Auslandsschulen war es demnach, wie es in der Sitzung des Schulvorstandes der Deutschen Schule Rom anlässlich der Reifeprüfung 1937 festgehalten worden war, dass die Kinder dahin geführt werden müssten, „sich als Glieder des III. Reiches zu fühlen.“ (…)

 Bildquelle: Schularchiv DSA

Rassekundlicher Unterricht

Die Grundlagen für den Biologie-, Geschichts-, Deutsch-, Erdkunde- und Mathematikunterricht waren bereits in den ersten Jahren des NS-Systems gelegt worden. An den deutschen Auslandsschulen wurde auf den Biologieunterricht durch seine Aufnahme in den Kanon der pflichtmäßigen Prüfungsfächer der Reifeprüfungen innerhalb der neuen Prüfungsordnung 1935 mehr Wert gelegt. Auch in den anderen Disziplinen wurden, wie bereits an anderer Stelle dargestellt wurde, rassekundliche Inhalte vermittelt. In den Folgejahren wurden die rassekundlichen Lehrinhalte noch verstärkt. So wurde besonders Wert auf Familienforschung und Familiengeschichte gelegt. (…)

Die Familienkunde würde (…) den Familiensinn wecken, dadurch würden die Blutsbande gefestigt, und schließlich die „Schicksalsgemeinschaft“, die nach nationalsozialistischer Ideologie alle Deutschen verband, gestärkt. Die Familienkunde sollte zwar kein eigenes Unterrichtsfach werden, (…) jedoch könnten Teile davon in die einzelnen Unterrichtsdisziplinen einfließen. Die Familienkunde eigne sich daher besonders dazu, den Schülern auf einfache und anschauliche Weise die Grundlagen der erbbiologischen und rassekundlichen Fragen nahezubringen. In Hausarbeiten sollten sich die Schüler mit ihren Familien beschäftigen. (…) Die Schüler sollten demnach ab dem 7. Schuljahr bzw. von Quarta an zur Aufstellung einer Ahnentafel bis zur Großelterngeneration angeleitet werden. Bis zum Schulabgang müsse, so hieß es in den Bestimmungen, jeder Schüler diese fertiggestellt haben. Bei der Anleitung sollte vom Lehrpersonal mit dem nötigen Takt vorgegangen werden, da die Schulen auch nichtdeutsche Schüler besuchten. Es dürfe auch kein Zwang zur Beibringung der Unterlagen ausgeübt werden. Offensichtlich scheute man Kritik seitens der nichtdeutschen Elternschaft.(…)

 Bildquelle: Schularchiv DSA

Rassekundlicher Unterricht im Fach Geschichte

Das Grundproblem des Geschichtsunterrichts nationalsozialistischer Prägung an den Auslandsschulen bestand darin, dass die drei großen Geschichtssparten Deutsche Geschichte, Geschichte des Gastlandes und Weltgeschichte gelehrt werden mussten. Die Geschichte des Gastlandes musste nach dem Willen der Unterrichtsverwaltungen der Gastländer als Hauptfach im Lehrplan vertreten sein und wurde meistens durch einheimische Lehrer in der Landessprache vermittelt. Deutsche Geschichte und die Weltgeschichte wurden durch eine deutsche Lehrkraft gelehrt. (…) Das Modell sah vor, die Parallelen in den Geschichtsepochen der deutschen Geschichte und der Geschichte des Gastlandes bzw. von dessen europäischem Mutterland stärker zu betonen. (…) Der Einfluss des rassekundlichen Unterrichts am Geschichtsunterricht stieg in dieser Zeit weiter an, so sah der (…) Erlass des Reichserziehungsministeriums vom 15.1.1935 (…) der auch für die reichsdeutschen Schüler der deutschen Auslandsschulen maßgeblich war, vor, dass im Geschichtsunterricht neben der Erstellung eigener Stammbäume der Schüler die Stammbäume berühmter Männer behandelt werden sollten (…) Es sollte betont werden, dass die Vermittlung des deutschen Anteils an der Geschichte im späteren Leben der Schüler zu einem „Rassenstolz“ führen solle. (…) Es müsse daher zu einer Geschichtsdarstellung kommen, die durch die „rassegemäße Weltanschauung“ geprägt wurde, da die Rasse die Weltanschauung der Menschen bestimme (…). Der „Kulturschöpfer“ in der Geschichte sei aus Sicht Varwigs die nordische Rasse gewesen, (…). Den Schülern müsse im Rahmen des modernen Geschichtsunterrichts das „rassische Geschichtsbild“, wie Varwig es nannte, vermittelt werden, (…) dass „alles fremdrassische, das sich, aus dem Geiste des antiken Rassenchaos stammend, an unseren Volkskörper angeheftet hat, um sich in parasitärer Lebensform durch die Geschichte schleppen zu lassen,“ entfernt und ausgemerzt werden müsse, „damit der deutsche Mensch wieder bewusst zu seinen eigenen Werten und rassischen Triebkräften zurückkehren kann.“ (…)

Quelle: Die deutschen Auslandsschulen – Materialien zur Außenpolitik des Dritten Reiches↵. Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder), vorgelegt von Diplom-Archivar Jens Waibel ,2010, Datum der Disputation: 15.11.2010 1. Gutachter: Professor Dr. Gangolf Hübinger (Lehrstuhl für Kulturgeschichte, Kulturwissenschaftliche Fakultät der Europa-Universität Viadrina) S. 87ff., 258f, gekürzt

1)AO (der NSDAP) Auslandsorganisation der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei  

Bildquelle: Einweihungsfeier des Hauses der deutschen Erziehung in Bayreuth im Juli 1936. Fritz Wächtler, Gauleiter des Gaues Bayerische Ostmark (Bayreuth), spricht vor dem Monumental-Standbild der deutschen Mutter. (aus: Das Deutschland Adolf Hitlers. Die ersten vier Jahre des Dritten Reichs. Sonderbeilage Gau Bayerische Ostmark, München 1937, 112i), Historisches Lexikon Bayerns↵, aufgerufen am 11.08.2020.

Nationalsozialistischer Lehrerbund (NSLB), 1929-1943

1929 gegründete und bereits 1943 faktisch aufgelöste NS-Organisation für Lehrer. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten stieg der NSLB zwar zur alleinigen Lehrerorganisation im Deutschen Reich auf, konnte aber wegen Konkurrenz zu anderen Parteigliederungen, der Bildungsbürokratie und der Hitler-Jugend nie bestimmenden Einfluss auf die Schulpolitik gewinnen. Seinen Sitz hatte er in Bayreuth, da dort Hans Schemm (1891-1935), der Gründer und erste Reichswalter der Organisation, sowie dessen Nachfolger Fritz Wächtler (1891-1945) auch als Gauleiter amtierten.

Bildquelle: Organisationsschema des Hauptamts für Erzieher und des NSLB. (aus: Organisationsbuch der NSDAP, München 1936, 255), Historisches Lexikon Bayerns↵

Vorgeschichte und Gründung

Die Anfänge des Nationalsozialistischen Lehrerbundes (NSLB) gehen auf ein Treffen der Lehrer am Rande des Reichsparteitages der NSDAP am 3./4. Juli 1926 in Weimar zurück. Zur offiziellen Gründung einer NS-Lehrerorganisation kam es jedoch erst am 21. April 1929 in Hof, nachdem bereits zuvor auf Einladung des suspendierten oberfränkischen Lehrers und bayerischen Landtagsabgeordneten Hans Schemm (1891–1935), der seit 1928 Gauleiter in Bayreuth war, weitere Treffen nationalsozialistischer Lehrer stattgefunden hatten. Die im August 1929 auf dem Reichsparteitag in Nürnberg offiziell anerkannte, damals nur ca. 200 Mitglieder zählende Organisation unter Führung Schemms verstand sich im Gegensatz zu den anderen Lehrerverbänden nicht als Interessensvertretung der Lehrer, sondern als deren Zusammenfassung zu einer Kampftruppe für die Machtübernahme Adolf Hitlers (1889-1945).

Dementsprechend dürftig war auch die Programmatik des NSLB, die sich auf einige wenige Punkte wie Akademisierung der Lehrerbildung, Einführung der Gemeinschaftsschule und den „rücksichtslosen Kampf gegen die zum größten Teil liberalistisch, marxistisch und demokratisch verseuchten Lehrerverbände“ beschränkte.

Seit Mitte 1932 gewann der vorher eher unbedeutende NSLB stark an Attraktivität. (…) Die Mitgliederzahlen stiegen entsprechend von 4.000 im April 1932 über 9.000 im September des gleichen Jahres auf 12.000 im März 1933 an.

Gleichschaltung aller Lehrerverbände 1933-1938

Mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten war das ursprüngliche Ziel des NSLB erreicht. Für Schemm stellte sich nun die Aufgabe, aus einer Kampforganisation die Einheitsfront aller Erzieher zu formen. Dies gelang: Zum einen über die Anwerbung von Einzelmitgliedern, zum anderen über die Eingliederung der traditionellen Lehrerverbände. Beide Wege wurden mit Drohungen und dem Einsatz von Machtmitteln relativ erfolgreich beschritten, so dass Ende 1933 bereits 250.000 Mitglieder gezählt wurden.

Die meisten früheren Lehrerverbände hatten sich aufgelöst, von den großen und bedeutenden Verbänden leisteten lediglich noch der Bayerische Lehrerverein (BLV) und der Deutsche Philologenverband bis 1937/38 Widerstand gegen die Auflösungsbemühungen. (…)

Bedeutungsverlust und Auflösung

Während seiner gesamten Existenz konnte sich der NSLB nicht vom Übergewicht der organisatorischen über die inhaltliche Arbeit befreien. Er war meist zu stark mit sich selbst und seiner komplizierten Struktur beschäftigt, um auf erziehungspolitischem Gebiet entscheidend Einfluss gewinnen zu können. (…)

Während des Zweiten Weltkriegs verstärkte sich die Krise des NSLB, dessen Finanzen angesichts der komplizierten Verbandsstruktur mehr und mehr aus dem Ruder liefen. Als 1943 der NSLB auf Anordnung der Finanzverwaltung der NSDAP stillgelegt und damit faktisch aufgelöst wurde, regte sich kein großer Widerstand mehr.

Quelle: Fritz Schäffer, Nationalsozialistischer Lehrerbund (NSLB), 1929-1943, publiziert am 30.06.2006; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Nationalsozialistischer_Lehrerbund_(NSLB),_1929-1943> (11.08.2020), gekürzt.

Griechenland als Asylort für jüdische Flüchtlinge in NS-Zeiten

In den frühen Jahren der NS-Regierung Deutschlands gab es für viele Juden und andere Minderheiten noch Hoffnung, dass sich ihr Alltag nicht zu sehr verändern würde. Diese Wünsche gingen jedoch nicht in Erfüllung. Im Gegenteil, die Situation verschlechterte sich allmählich immer mehr. In der zweiten Hälfte der 30er Jahre gab es schon eine sehr große Diskriminierung gegen Juden. Sie wurden von der deutschen Öffentlichkeit nicht als gleichwertig, sondern als unzuverlässig, bösartig und feindlich betrachtet. Oft blieben sie arbeitslos und arm. Das bedeutet, dass es sowohl ökonomische als auch sozialpolitische Gründe für eine Flucht gab. Die Mehrheit der Flüchtlinge wollte nach Palästina, einige flüchteten auch nach Amerika oder in andere europäische Länder. Griechenland wurde häufig als ein Transitort für Palästina benutzt. Jedoch fanden zahlreiche Emigranten Sicherheit in Griechenland, wo sich antisemitische und ausländerfeindliche Meinungen, trotz zahlreicher Versuche der deutschen Außenpolitik, nicht weit ausgebreitet hatten. Die griechische Wirtschaft profitierte sogar von den neuen Arbeitskräften. Die Situation verschärfte sich aber in Griechenland während der deutschen Besatzung. Juden und andere Minderheiten wurden verfolgt und ermordet. Auf vielen Inseln und Städten gab es allerdings eine große Solidarität im Volk und eine Widerstandshaltung, sodass viele Flüchtlinge nicht ums Leben kamen.

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