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Um die Zulassung zur Reifeprüfung zu erlangen, verfasste Paula am 10. März 1939 einen Lebenslauf. Die folgenden Archivdokumente zeigen den Lebenslauf, das Zeugnis, das Gutachten sowie die Reifeprüfungsaufsätze der Schülerin Paula im Fach Deutsch und Neugriechisch:

✎  Beitrag: Constanze Hölscher, Yannis Kunze 

Transkript des Lebenslaufs:

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Athen, den 10. März 1939

Hiermit bitte ich um Zulassung zur Reifeprüfung.

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Ich, Paula, wurde als einzige Tochter des Baudirektors _________                 und seiner Gemahlin Anna, geb.____, 7. August 1920 in Athen geboren.

Ich besitze die griechische Staatsangehörigkeit und die orthodoxe Konfession. Meinen ersten Unterricht erhielt ich mit 7 Jahren durch eine deutsche Erzieherin und zwar zu Hause. Dann kam ich mit 10 Jahren in die 4. Volksschulklasse der deutschen Schule in Athen.

Im Jahre 1931 musste ich die deutsche Schule verlassen, da nach einem

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neuen Gesetz griechischen Schülern unter 12 Jahren der Besuch ausländischer Schulen nicht mehr gestattet war.

So erhielt ich wieder zu Hause Unterricht, legte aber am Ende des Jahres in einer griechischen Volksschule ein Examen ab.

1932 kam ich wieder in die deutsche Schule, deren Klassen ich von der Quarta [Klasse 7] an bis zur Oberprima [Klasse 13] durchlief.

Den griechischen planmässigen Unterricht habe ich nur bis zur fünften Gymnasialklasse mitgemacht. Auf das griechische Abitur musste ich verzichten, da ich am Lateinunterricht nicht teilgenommen hatte. Nach dem Abitur gedenke ich, in Gymnastik und Tanz mich ausbilden zu lassen.

Einer meiner sehnlichsten Wünsche ist es, eines Tages Deutschland kennenzulernen.

Athen, den 10. März 1939

Transkript des Reifeprüfungsaufsatzes 1939 im Deutsch "Feste als Ausdrucksform einer Gemeinschaft"

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Reifeprüfung 1939 Deutscher Aufsatz

Von den ehrenwürdigen Städten[1] wie Delphi oder Olympia, erfahren[2] wir über[3] die Feste der alten Griechen. Aus diesen Quellen[4] können wir uns,[5] über ihr Gemeinschaftsleben am besten,[6] erkundigen. Denn bei ihren Festen, bei ihren Zusammenkünften und Versammlungen,[7] zeigten sich der Geist der Zeit, der Gedanke, die Sitten und Gebräuche ihres Volkes.

Das Fest war bei den Griechen etwas Heiliges. In Olympia z.B. wurde neben den Wettkämpfen und Theateraufführungen,[8] Gottesdienste gehalten.  

Korrekturanmerkungen des Lehrers:

[1] Rechtschr.fehler (Stätten)

[2] Zeichens. Fehler (kein Komma)

[3] schwerer. Stilfehler (Die ehrw. Stätten…geben uns Aufschluß über…)

[4] besser: aus den antiken  Berichten

[5] Zeichens. Fehler (kein Komma)

[6] Ausdrucksfehler (unterrichten, ein Bild machen)

[7] Zeichen. Fehler (kein Komma)

[8] Zeichen. Fehler (kein Komma)

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Das zeigt[9] auf die tiefe Religiosität der Zeit. Die Menschen strebten durch den Kampf,[10] den Göttern näher zu kommen. An jenen Festen konnten die Athleten ihren geschulten Leib und damit die Stärke ihrer Rasse,[11] zeigen. Die ganzen[12] Vorbereitungen und die grosse Bedeutung die den Olympiawettspielen[13] gegeben wurde, zeigen uns deutlich, dass bei diesen Festen,[14] das Griechentum in seiner höchsten Form zum Ausdruck kam. Diese Feste charakterisierten die ganze griechische Welt. Daraus konnte man die vorstehenden Ideale[15] der Griechen, den Geist der Zeit, die vorherrschende griechisch[16] Kultur, entnehmen[17]. Bis in unsere Zeit hinein,[18] hat es nicht aufgehört,[19] Feste grösserer oder kleinerer Bedenkung zu geben. Von den kleinsten Gemeinschaften, wie es die Familie, die Verbände oder die Schule,[20] sind, bis zu den grössten Gemeinschaften eines Volkes, wie es die Nation ist.[21]

Korrekturanmerkungen des Lehrers:

[10] besser kein Komma

[11] Zeichens. Fehler (kein Komma)

[12] Ausdr. Fehler (Alle)

[13] besser: olympischen Wettkämpfen

[14] Zeichens. Fehler (kein Komma)

[15] Ausdr. Fehler (Die wesentlichen Züge)

[16] Flüchtigkeitsfehler (griechische)

[17] L. Ausdr. Fehler (In ihnen offenbarte sich)

[18] Zeichens. Fehler (kein Komma)  

[19] Schw. Ausdr. Fehler (Auch in unserer Zeit gibt es noch)

[20] Zeichens. Fehler (kein Komma)

[21] Stilfehler (bis zur großen Gemeinschaft des Volke

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Innerhalb eines Volkes, kann man[22] an Festtage, wie z.B. in einem Dorf, den Charakter eines Volkes mitfühlen. [23]Die nationale Seele färbt sich aus, [24]in Volkstänzen, Volksliedern, und in der Art [25]wie gefeiert wird.  Heutzutage verlangt ein Volk von seinem Staat, nationale Feste zu feiern[26], die einen völkischen Charakter haben,[27] und nicht fremde Nachahmung sind. Diese Feste sind nun eine Ausdrucksform einer Gemeinschaft, denn die Ideen und die Stoffe zur Gestaltung des Festes sind aus dem Schatzt des Volkes,[28] wie z.B. aus der Volkskunst gewonnen, und die Mitwirkenden und daran Beteiligten stammen auch aus desselben Volkes Mitte. An den Vorbereitungen und den ganzen[29] Leitungen eines Festes kann man die Organisationsfähigkeit eines Volkes ermessen. Schaut man in einen kleineren Gemeinschaftskreis hinein, wie z.B. ein Künstlerkreis[30], sei es 

Korrekturanmerkungen des Lehrers:

[22] Schw. Stilfehler (an den Festtagen kann man den Charakter eines Volkes kennenlernen)

[23] Schw. Ausdr. Fehler (kommt zum Ausdruck)

[24] Zeichens. Fehler (kein Komma)

[25] Zeichens. Fehler (kein Komma)

[26] Besser: daß er seine

[27] Zeichen.  Fehler (kein Komma)

[28] Zeichen.  Fehler (kein Komma)

[29] Ausdr. Fehler (der Ausdruck fällt besser fort)

[30] Grammat. Fehler (in einem K.)

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eine Theater-, Musik- , oder Tanzgruppe, so sieht man, dass alle Mitwirkenden stolz sind, [31] auf ihren Eifer und ihre Bemühungen, denn durch ihre Leistungen werden sie das Ansehen ihres Volkes erhöhen, denn[32] sie werden als die dessen Vertreter[33] beurteilt. Weil eben an einem Volks Fest[34], wozu der Volkstanz häufig mitgehört[35], eine Gemeinschaft oder ein Volk, [36]das Typische am stärksten zum Ausdrucke bringt, unternimmt[37] in Deutschland die Organisation der K.D.[38]F. jährliche Feste, wo Folksgruppen [39] aus allen Ländern zusammentreffen[40] und ihre Tänze bzw. Lieder zeigen. [41] Aber das grösste Fest der Nationen, das Fest aller Völker der Welt, das ist die Olympiade. Diese Fortsetzung der Idee der griechischen Olympiawettkämpfe, [42] kann man als [43] die grösste Ausstellung aller Weltkulturen nennen, da sie alle Gebiete

Korrekturanmerkungen des Lehrers:

[31] Zeichens.fehler (kein Komma)

[32] Stilfehler (Wiederholung; besser ein Nebensatz mit ”weil”)

[33] schw. grammat. Fehler, Gräzismus (dessen Vertreter)

[34] f

[35] l. Stilfehler (auf dem häufig auch Volkstänze dargeboten werden)

[36] Zeichens.fehler (kein Komma)

[37] l. Ausdr.fehler (veranstaltet)

[38] d.

[39] Flüchtigkeitsfehler (sonst richtig)

[40] Ausdr.fehler  (auf denen sich treffen )

[41] besser: darbieten

[42] Zeichens.fehler (kein Komma)

[43] schw.grammatik. Fehler (”als“ fällt fort)

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[44]mit denen sich der Mensch beschäftigt, umfasst.[45]  Durch diesen Kampf der Nationen, um den Siegertitel zu erringen[46], entsteht jede 4[47]Jahre in der Welt eine Kulturstädte,[48] ein Fest, das die Ausdrucksform unserer Zeit ist. 

Beurteilung durch den Lehrer:

Der Verfasserin steht nur ein geringer deutscher Wortschatz zur Verfügung, so dass sie mit ständigen Schwierigkeiten im Ausdruck zu kämpfen hat, die sie meist nicht überwindet.

Der Aufsatz ist übersichtlich, vor allem Einleitung und Schluß sind anerkennend hervorzuheben. 

Doch wegen der vielen sprachlichen Fehler

Nicht genügend

 

Nordmann

Die Klassenleistungen waren, nicht genügend.

Korrekturanmerkungen des Lehrers:

[44] Zeichens.fehler (Komma)

[45] sachlich anfechtbar

[46] Stilfehler (Kamp um den Sigertitel)

[47] grammatik. Fehler (alle vier J.)

[48] Rechtschr.fehler (s.o.)

sachl. Fehler (ein Wettstreit um den Siegertitel)

Gutachten der Lehrer

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Reifeprüfungsaufsatz im Fach Neugriechisch

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Deutsche Schule Athen

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