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Die folgenden Beiträge sind Auszüge und Zusammenfassungen ausgewählter Konferenzprotokolle der Jahre 1941 bis 1944 der damaligen DSA aus den Niederschriften der Konferenzen des deutschen Lehrkörpers: Beginnend vom 20.5.41 bis zum 12.6.1944. An den regelmäßigen und häufig stattfindenden Konferenzen nahmen nur hauptamtlich deutsche Lehrkräfte teil. Die Protokolle erlauben einen direkten Einblick in den Alltag, die Organisation des Unterrichts, die Planung und Ablauf des Abiturs sowie die Vorbereitung von Festen und Gedenktagen an der damaligen DSA. Die Niederschriften enthalten viel Belangloses, aber auch viel Aufschlussreiches, wie zum Beispiel die Hinweise auf kriegsbedingte Maßnahmen, wie die häufige Aufforderung Licht zu sparen, auf die Verdunklung zu achten oder die Einberufung von Kollegen in den Kriegsdienst und die daraus entstehende Personalknappheit. Ebenso interessant waren die leider sehr spärlichen Anspielungen auf die deutsche Besatzungszeit und deren Folgen auf Schüler, Lehrer und Schule. In der Alltagssprache an der damaligen DSA dominierte der NS-Sprachduktus. Βesonders deutlich wurde dies in der Anrede der Lehrer, die als Kameraden bezeichnet werden. Zur genauen historischen Abbildung und Dokumentation haben wir hier in unseren Zusammenfassungen und Wiedergaben der Konferenzprotokolle diese Bezeichnung übernommen. Im Anschluss findet ihr zwölf ausgewählte Protokolle. Diese nehmen euch mit auf eine Zeitreise zurück in die Jahre 1941 bis 1944.
Konferenzprotokoll vom 11.12.1941
✎ Beitrag: Jannis Tolias
Zunächst eine kurze historische Einordnung des Konferenzdatums in den allgemeinen Verlauf des Zweiten Weltkrieges und in die Ereignisse in Griechenland:
Die geografische Ausbreitung des Dritten Reichs befand sich im Jahr 1941 auf ihrem Höhepunkt, die deutschen Truppen kämpften im Osten gegen die Sowjetunion und in Nordafrika gegen die Briten. Wenige Tage vor der Konferenz, also am 7.12.1941 erfolgte der japanische Angriff auf Pearl Harbor und am 11. Dezember erklärten die USA dem Dritten Reich den Krieg. Griechenland erlebte die schlimmste Hungersnot des Zweiten Weltkrieges, die mehr als 100.000 Menschen das Leben kostete.
Zusammenfassung des Konferenzprotokolls vom 11.12.1941 der damaligen DSA: Folgende Themen wurden besprochen:
Gedenken an die Reichstagsrede des Führers:
Bevor die Lehrerkonferenz beginnt, appelliert der Direktor “an die Einsatzfähigkeit jedes Einzelnen” und gedenkt der Reichstagsrede des Führers.
Abiturientenentlassungsfeier:
In der Konferenz wird die Gestaltung der Abiturientenabschiedsfeier geregelt. Als Thema der Feier wird die Deutsche Baukunst festgelegt, ebenso wird die Ausgabe von Buchprämien vereinbart.
Schulordnung:
Die Lehrer werden gebeten, nach dem Stundenende als Letzte die Klasse zu verlassen und die Toiletten zu kontrollieren. Die Turnlehrer sind dafür zuständig, dass die Schüler die Umkleidekabinen rechtzeitig verlassen.
Neuregelung des Gehalts:
Die Niederschrift des Protokolls erwähnt , dass für Dezember eine Erhöhung um 150% beabsichtigt sei und dass bei der Ausgabe der noch zu zahlenden 100% die an Verheiratete gegebenen 1200 Dr. abgezogen würden.
Wir lesen auch, dass Bestellungen von Korinthen, Sultaninen, Mandeln, Apfelsinen und Mandarinen zu einem günstigen Angebot von zwei Kameraden, Kaspar und Wolf, übernommen würden.
Reisen von Jugendgruppen:
Reisen von Jugendgruppen ins Ausland sollen nicht zugelassen werden. Der Grund wird nicht erwähnt.
Persönliche Anmerkungen:
In diesem Protokollauszug ist der Einfluss des Nationalsozialismus auf die Schule stark erkennbar, da sich die Lehrer gegenseitig als “Kameraden” bezeichnen, was auch den Militarismus der damaligen deutschen Gesellschaft unterstreicht. Außerdem verdeutlicht die Einleitung des Direktors, die Hitlers Rede gewidmet ist, dass der Schulleiter vom NS-Staat eingesetzt und entsandt wird und die Verbreitung und Vermittlung der NS-Ideologie zum Ziel hat. Der Grund, weswegen die Reisen ins Ausland nicht erlaubt waren, liegt vermutlich an den kriegsbedingten Einschränkungen des zivilen Reiseverkehrs.
Konferenzprotokoll vom 22.02.1942
✎ Beitrag: Alex Tolias
Zunächst eine kurze historische Einordnung des Konferenzdatums in den allgemeinen Verlauf des Zweiten Weltkrieges und in die Ereignisse in Griechenland:
1941 war das entscheidende Jahr im Zweiten Weltkrieg: Mit dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion und dem japanischen Überfall auf Pearl Harbor nahm der Weltkrieg eine Wende und wurde somit brutaler. 1942 verlor das Dritte Reich an Macht und es zeichnete sich langsam eine deutsche Niederlage ab. In Griechenland zeigte sich die deutsche Besatzungsmacht sehr schnell von seiner grausamsten Seite: In Kerdyllia (Mesovounio) fanden Massenhinrichtungen statt und in Drama wurde ein Aufstand brutal niedergeschlagen.
Zusammenfassung des Konferenzprotokolls vom 22.02.1942 der damaligen DSA: Folgende Themen wurden besprochen:
Gedenken und Begrüßungen:
In der Niederschrift des Protokoll ist zu lesen, dass der Direktor zu Beginn der Konferenz die Lehrer zum Gedenken an Emil von Hirst, den Mitbegründer der Deutschen Schule Athen auffordert, der während der Winterferien 1941 verstorben ist. Anwesend sind, laut Protokoll, viele, hauptsächlich deutsche Lehrkräfte. Der Direktor dankt allen, die zu der weihnachtlichen Ausschmückung der Schule und des Weihnachtsfestes beigetragen hätten. Er berichtet weiter, dass der Kamerad Lauter während der Ferien in die Wehrmacht einberufen worden sei und begrüßt den Kamerad Greulich, der neu ins Kollegium hinzugekommen ist. Wir lesen im Protokoll, dass im Schuljahr 1942 häufige Stundenplanänderungen notwendig seien, da die UK-Stellung (Unabkömmlichkeitsstellung von der Wehrmacht) des Kollegen Kuhlmann nicht verlängert worden sei und weitere Einberufungen der Jahrgänge 1908 bevorstünden.
Organisatorisches:
Da das Schuljahr verkürzt worden ist, stehen die Lehrer unter Zeitdruck. Jeder Lehrer hat einen Stellvertreter, der im Notfall den Unterricht übernehmen kann. Die Verspätungen der Schüler sollen mit der genauen Verspätung in Minuten in das Klassenbuch eingetragen werden und es soll dafür gesorgt werden, dass die Schüler jederzeit mit Arbeit beschäftigt werden, auch in Freistunden. Darüber hinaus wird erwähnt, dass körperliche Züchtigung vermieden werden solle und „Mädchen überhaupt keine körperliche Züchtigung“ erleiden dürften. Bei Jungen hingegen soll körperliche Gewalt nur bei „Rohheitsdelikte[n]“ oder „Autoritätsgefährdung“ eingesetzt werden. Bei stürmischem / regnerischem Wetter sollen die Pausen in den Gängen stattfinden. Das Einrücken soll schweigend und ohne Zeitverzögerung stattfinden. Nichtturner sollen im Hof antreten.
Anweisungen zur Unterrichtsarbeit:
Der Direktor erklärt den Lehrkräften die Richtlinien, an die sie sich beim Unterrichten und Korrigieren halten sollen: Es sollen viele „schriftliche Übungen“ durchgeführt werden. Bei Diktaten soll ein Schüler direkt an der Tafel mitschreiben und bei Klausuren soll auch auf die äußerliche Gestalt der Klausur Wert gelegt werden. Nach jeder Klausur soll ein Beispiel für eine gute, eine schlechte und eine durchschnittliche Klassenarbeit dem Schuldirektor vorgelegt werden. Drei Schreibtafeln sollen angefertigt werden und die Lehrer sollen künftig die Unterscheidung von scharfem „ß“ und „ss“ berücksichtigen. Es soll auf eine „deutliche, nicht übermäßig laute Aussprache“ der Schüler geachtet werden
Spezielle Aufgaben werden zugeteilt:
Das Protokoll hält folgende Aufgaben fest: Jedem Fach soll ein leitender Lehrer („Fachgruppenleiter“) zugeordnet werden. Sämtliche Aufgaben wie die Verwaltung der Lehrerbücherei, Mittelstufenbücherei, Zeitschriftensammlung, des Hausinventars sollen den dafür Verantwortlichen überlassen werden. Es soll festgestellt werden, in welchen Klassenräumen die Bilder von Adolf Hitler, „Führerbilder“ fehlen. Die Abendkurse haben eigenständig für Verdunklung zu sorgen, ebenso sollte in der Turnhalle die Verdunklungsmöglichkeit geklärt werden. Für die Hausaufgaben soll ein Höchstmaß von 1,5 Stunden ausreichend sein.
Persönliche Anmerkungen
Meiner Meinung nach ist das Abfassungsdatum dieses Protokolls sehr gut zu identifizieren. Ich finde es befremdlich, irritierend und schockierend, wie der Direktor und die Lehrer auf eine ganz selbstverständliche und emotionslose Art und Weise über die „Züchtigung“, körperliche Gewaltanwendung Schülern gegenüber, die Einberufungen von Kollegen zum Militär und die fehlenden „Führerbilder“ sprechen.
Konferenzprotokoll vom 12.02.1942
✎ Beitrag: Aristomenis Zeus Kotatis
Zunächst eine kurze historische Einordnung des Konferenzdatums in den allgemeinen Verlauf des Zweiten Weltkrieges und in die Ereignisse in Griechenland:
Wir schreiben das Jahr 1942, genauer, den 12. Februar, 6 Tage vor der Gründung der griechischen Volksbefreiungsarmee ELAS. Die ELAS führte während des Zweiten Weltkriegs unter dem Kommando des kommunistischen Widerstandskämpfers Aris Velouchiotis einen erbitterten Partisanenkampf gegen die deutschen, italienischen und bulgarischen Besatzungstruppen und deren faschistische Kollaborateure. Mitte 1942 nahmen die Partisanen der ELAS den bewaffneten Kampf auf. Die ELAS entwickelte sich danach zur stärksten militärischen Macht im griechischen Widerstandskampf.
Zusammenfassung des Konferenzprotokolls vom 12.02.1942 der damaligen DSA: Folgende Themen wurden besprochen:
A: Veranstaltungen:
An der Konferenz nehmen die hauptamtlichen deutschen Lehrkräfte teil. Die Lehrer besprechen:
1) Günther Altenburg: Günther Altenburg war ein deutscher Diplomat. Im Zweiten Weltkrieg war Altenburg von Mai 1941 bis Oktober 1943 als Gesandter I. Klasse und „Bevollmächtigter des Reichs“ für das besetzte Griechenland der höchste zivile Vertreter des Deutschen Reichs im Lande. In seine Dienstzeit fiel die Vernichtung der griechischen Juden von Thessaloniki und die Große Hungersnot in Griechenland im Winter 1941/1942..
B: Organisation:
Das Protokoll hält fest, dass im Falle weiterer Einberufungen die Zusammenlegung deutscher und griechischer Klassen geplant sei.
Für das nächste Schuljahr sollen das deutsche und griechische Abitur zusammengelegt werden. Zu diesem Zweck sollen die Schüler der 7b, die den Anforderungen genügen, eingeplant werden. Die schwächeren griechischen Schüler sollen, wenn sie denn überhaupt den Anforderungen entsprechen, nach dem griechischen Abitur noch ein Jahr die deutsche Abschlussklasse besuchen. Für das griechische Abitur soll bereits Deutsch als pflichtgemäßes Prüfungsfach durchgesetzt werden.
C: Unterrichtsarbeit:
1. Der Direktor fordert, dass bis zum 20. März genügend Klausuren vorzuliegen hätten.
2. Der Direktor wird den “schriftlichen Übungsbetrieb nachprüfen”.
3. Die Namen von Sprachlehrerinnen, welche Nachhilfe gegeben haben, sollen bekannt gegeben werden.
4. Unter Punkt 4 ist zu lesen, dass die Eltern den Wunsch äußern, dass die Schüler außerhalb des Unterrichts zum Gebrauch der deutschen Sprache gezwungen werden sollten. Dies wird von der Schule abgelehnt. Dagegen sollen die deutschen Jungen und Mädel gezwungen werden in der Schule nur Deutsch zu sprechen.
5. Der Direktor weist auf die Notwendigkeit der richtigen Verwendung der Anschauungsmittel hin. Er wendet sich gegen den Literaturfilm, der im Gegensatz zum Dichterwerk nur äußere Anschauung biete. Er schlägt vor, dass mehr mit den Abbildungen aus Zeitschriften gearbeitet werde.
Persönliche Anmerkungen:
Alltagssprache im NS-Schultag:
– „ reichsdeutschen Kinder“
– “Kameraden“
– “Flaggenhissung“, „Feier der HJ und des NSLB“
– „Geburtstag des “Führers” etc.
An der Sprache (siehe oben) kann man den Einfluss des Nationalsozialismus auf die Schule, den Unterrichtsbetriebs und den Lehrkörper deutlich erkennen. Es werden Veranstaltungen geplant, welche propagandistisch sind und entweder nur für deutsche Schüler oder sogar für beide Schulgruppen veranstaltet werden.
Konferenzprotokoll vom 05.03.1942
✎ Beitrag: Nikolaos Votsis
Zunächst eine kurze historische Einordnung des Konferenzdatums in den allgemeinen Verlauf des Zweiten Weltkrieges und in die Ereignisse in Griechenland:
Im März 1942 fand ein Abkommen über ein Deutschland zu gewährendes Darlehen „ohne Kreditlinie“ statt. In Zentralgriechenland stellte Aris Velouchiotis die ersten bewaffneten Partisanenabteilungen der ELAS auf. Am 14. März gab es einen Vertrag zwischen der griechischen Kollaborationsregierung und den Besatzungsmächten Deutschland und Italien, der die Übernahme aller Besatzungskosten durch Griechenland regelte.
Zusammenfassung des Konferenzprotokolls vom 05.03.1942 der damaligen DSA: Folgende Themen wurden besprochen:
Planung des Schuljahres:
In diesem Teil des Protokolls wird die Planung des Schuljahres bis Ostern festgehalten: Vom 23.-25. März sollen die Zensurkonferenzen stattfinden. Dabei dient der 23. als Tag für die Zensurenkonferenz in der Grundschule und die beiden folgenden Tage für die Oberschule. Dabei soll beachtet werden, dass die Vorbesprechungen für die Konferenz am 25. wegen der griechischen Nationalfeier mit den griechischen Lehrkräften abgeschlossen sein sollten. Der Vormittag des 25. März soll der HJ vorbehalten sein.
Fragen bezüglich des Elternsprechtages:
Die Elternsprechabende sollen in der zweiten Aprilhälfte abgehalten werden. Der Direktor betont, dass die Eltern auf das „Unwesen der vielen Privatstunden, an der die französische Akademie erheblich beteiligt ist“, hingewiesen werden sollten..
Zusammenlegungsfragen:
Der Direktor dringt in der Konferenz auf die Zusammenlegung der Klasse 3. Die Pläne sollen angeglichen werden und eine Binnendifferenzierung sollte erfolgen. Nach der Zusammenlegung soll der Sprachunterricht im Vordergrund stehen, wobei für die deutschen und griechischen Schüler unterschiedliche Themen vorgesehen sein sollen.
Der Schulabschluss sei noch ungeklärt, da nicht sicher sei, ob das griechische Schuljahr bis Weihnachten andauern werde. Falls dieser Umstand eintrete, könnten die Abiturienten umfassender auf das Abitur vorbereitet werden.
Fragen des Unterrichtsbetriebes:
Im ersten Teil dieses Protokollabschnitts wird von den Übungsarbeiten berichtet. Speziell beim Diktieren soll Disziplin von den Schülern erwartet werden. Zusammenhängende Texte seien aus der Sicht des Direktors für Diktate ungeeignet. Während der Arbeitsphasen sollte der Lehrer in Aktion ein. Er soll sich einen Überblick über die Fehler verschaffen. Eine ausführliche Besprechung der Fehler sollte dann durch eine Niederschrift an der Tafel erfolgen.
Unterrichtsfragen:
Die Lehrer diskutieren ausführlich über methodische Fragen: Der Schulleiter schlägt vor, eine Frage zunächst an die ganze Klasse zu stellen und erst danach einen bestimmten Schüler aufzurufen. Der Direktor ermahnt die Lehrkräfte deutlich zu sprechen und sich keine „Provinzialismen“ zu erlauben. Die Liebsche Bühnensprache soll dabei maßgebend sein. „Innere Sprachform vollzieht sich, wenn der Schüler nach dem Ausdruck ringt.“ Der Lehrer hat anzuordnen, wann Notizen gemacht werden sollen. Die Aktivität der Schüler sollte durch „arbeitsunterrichtliche Formen“ gefördert werden. Eine Idee des Ministerialrat Benze findet Erwähnung: Er regte dazu an, die Deutschprüfungen als Gemeinschaftsprüfungen in Form eines freien Unterrichtsgesprächs zu führen.
Außerdem sollte bei besonderen Schwierigkeiten eines Schülers, eine Aufgabe zu erledigen, eine Wiederholung gefordert werden. Hinzufügend sollen die Hausaufgaben immer in Verbindung mit der Übungsarbeit stehen und die Übungsarbeiten sollten die Grundlage für Klassenarbeiten bilden. Dazu sollte bei der Korrektur der Klassenarbeiten noch eine Art zweiter Korrektur erfolgen.
Jahrespläne:
Besonders in Geschichte sollten die Jahrespläne überprüft werden. Im Protokoll lesen wir, dass der Direktor im Zusammenhang mit dem Geschichtsunterricht vor einer zu ausführlichen Behandlung der Rassegeschichte warnt. Im Geschichtsunterricht sollte nicht nur die Rassengeschichte behandelt werden. Rassegeschichte sollte laut Niederschrift im nationalpolitischen Unterricht und im Biologieunterricht behandelt werden.
Lehrmittel:
Im vorletzten Teil der Konferenz geht es um die Lehrmittel. Bildbretter gelten als sehr wichtig und es soll auch ein regelmäßiger Wechsel von Kunstbildern alle 14 Tage durchgeführt werden. Lehrer, die aus Athen weggehen, sollen ihre Möbel dem Schulvorstand anbieten.
Ordnung und Disziplin:
Im letzten Punkt der Konferenz am 5. März geht es um die Ordnung und Disziplin, die in der Schule herrschen sollten: Es sei auf das Aufstehen und Sitzenbleiben zu achten. Bis 5 wird einheitlich aufgestanden, ab 6 bleibt man bei kürzeren Antworten sitzen. Schülern sei es nicht erlaubt, Fachräume ohne Lehrer zu betreten, wobei der Lehrerraum für Schüler auch nicht zugänglich sein sollte. Zuletzt wird in der Konferenz darauf hingewiesen, die Schule sauber zu halten.
Sonstiges:
Während der Osterferien sollen Reisen über die Grenzen Griechenlands hinaus aufgrund der ungünstigen Verkehrsverhältnisse unterlassen werden. Ämter in Partei und Gliederungen sollen dem Direktor zu melden werden.
Persönliche Anmerkungen
Die Konferenz scheint auf den ersten Blick eine übliche Lehrerkonferenz gewesen zu sein, obwohl man bei der Diskussion um die Jahrespläne einen deutlich ideologischen Schwerpunkt zum Nationalsozialismus im Fach Geschichte und Biologie bemerkt. Aber man darf nicht vergessen, dass es auch für die Zeit normal war. Es ist eigentlich nicht überraschend, dass in einer deutschen Auslandschule im Jahr 1942 die nationalsozialistische Ideologie vorherrschend war. Es fiel mir bei der Durchsicht der Konferenzprotokolle auf, dass manche Schulregeln auch heute noch gelten.
Konferenzprotokoll vom 12.03.1942
✎ Beitrag: Angeliki Maria Karagianni
Zunächst eine kurze historische Einordnung des Konferenzdatums in den allgemeinen Verlauf des Zweiten Weltkriegs und in die Ereignisse in Griechenland:
1942 war ein entscheidendes Jahr für Griechenland. Am 16. Februar wurde die griechische Volksbefreiungsarmee ELAS gegründet, die von der Nationalen Befreiungsfront EAM hervorging, deren Hauptaufgabe der Kampf gegen die deutschen und italienischen Besatzungstruppen war. Im März stellte Aris Velouchiotis, Mitglied der KKE und Führer der ELAS, die ersten bewaffneten Partisanenabteilungen der ELAS in Zentralgriechenland auf.
Vor diesem Hintergrund fand eine Konferenz in der Deutschen Schule Athen statt. Anwesend waren der Direktor und die hauptamtlichen deutschen Lehrkräfte (außer Rottke und Wolf).
Zusammenfassung des Konferenzprotokolls vom 12.03.1942 der damaligen DSA: Folgende Themen wurden besprochen:
Planung des Sportfestes und der Jugendwettkämpfe:
In der Konferenz vom 12. März 1942 werden hauptsächlich die Themen der Wiederaufnahmen von Jugendwettkämpfen, die Planung eines Sportfestes und des Heldengedenktages besprochen. Weitere Themen, die diskutiert werden, sind die Vorbereitung für das Abitur, die Lehrmittel und die Abendkurse.
Zunächst wird die Idee, dass wieder Jugendwettkämpfe veranstaltet werden, vom Direktor als sehr wünschenswert bezeichnet. Als Termin wird der 20. Mai oder ein Tag in der folgenden Woche festgehalten. Es ist geplant, das Sportfest im Stadion abzuhalten, bei dem zugleich die leichtathletischen Übungen der Turnreifeprüfung abgenommen werden können.
Außerdem möchte die Schulleitung gegen Ende des Schuljahres ein Sportfest auf dem Schulhof organisieren. Anwesend sein werden nicht nur der Reichskommissar, sondern auch andere Gäste. Dieses Thema wird aber nicht beschlossen, sondern bis zur nächsten Konferenz vertagt. In der Zwischenzeit sollte man sich mit den Turnlehrern verständigen. Der Direktor fügt auch hinzu, dass es der Wunsch des Reichskommissars sei, dass auch gesungen werden soll, deshalb soll der „Singlehrer“ gebeten werden, rechtzeitig mit der Auswahl der geeigneten Lieder zu beginnen. Was die Frage der Mitwirkung der griechischen Schüler betrifft, bleibt die Diskussion in der damaligen Konferenz ergebnislos.
Der Heldengendenktag
Anlässlich des Heldengedenktages soll am Samstag, dem 14. März, in Form einer Flaggenhissung auf der Terrasse ein Gedenktag veranstaltet werden. Die kurze Gemeinschaftsveranstaltung soll von der Hitler-Jugend (HJ) und dem Nationalsozialistischen Lehrerbund (NSLB) durchgeführt werden. Danach soll es auch eine gemeinsame Feier von Deutschen und Griechen in der Halle geben. Die Vorbereitungen und technischen Anweisungen der Feier sollen die Kameraden Dr. Rudolph und Dr. Kasper übernehmen.
Termine für die Vorbereitung des Abiturs
In der Konferenz wird aber nicht nur über die Planung und Vorbereitung von Festen und Feiern diskutiert, sondern auch über wichtige Themen des Schulbetriebs, wie zum Beispiel das Abitur.
Anweisungen für die Lehrerkräfte:
Als Erstes sollen alle Fachlehrer dem Kamerad Lüder Stichwörter für die Charakterisierung der Abiturienten geben. Es wird auch betont, dass die Lebensläufe der Schüler nicht zu kurz, aber auch nicht zu ausführlich gehalten sein sollen. Weiterhin wird daraufhin gewiesen, dass die Lateinkenntnisse des Abiturientenjahrgangs mangelhaft seien, deswegen sei eine Verstärkung der Stundenzahl notwendig. Wenn nötig, soll auch Nachmittagsunterricht angeboten werden. Auch der Turnunterricht soll nachmittags zur Durchführung leichtathletischer Übungen eingerichtet werden. Andere Schwierigkeiten ergeben sich aus der Tatsache, dass in der 8c weder Zeichnen noch Musik unterrichtet werden. Fakultatives Zeichnen wird deswegen vorschlagen. Ein weiterer Vorschlag in Bezug auf das Abitur ist, dass die Hefte der Prüflinge ausgelegt werden und durch den Reichskommissar geprüft werden sollen. Eine andere Möglichkeit sei, dass die Schüler auch Jahresarbeiten einreichen dürften.
Ein weiteres Thema betrifft die Lehrermittel:
Neues Anschauungsmaterial kann vom Büro abgeholt werden, heißt es in der Niederschrift. Unter anderem wird erwähnt, dass Schrifttafeln mit Notenschrift gekauft werden sollen sowie dass die Bildkarten in den Klassen geändert werden sollen, sodass sie leicht beweglich sind und an die Tafel gehängt werden können. Als Letztes soll ein Schema für ein Inventarverzeichnis der Klassen entworfen werden. Für die Abendkurse gelten die gleichen Ferienregeln wie für die Schule.
Am Ende der Konferenz heißt es, dass die 1.Grundschulklasse die Teilnahme an der Schulspeisung melden sollte. Der Direktor teilt ebenfalls mit, dass die Schule zu diesem Zeitpunkt 460 Schüler zählt.
Persönliche Anmerkungen
In der Konferenz vom 12.03.1942 beschäftigen sich die Lehrkräfte der Schule mit klassischen Schulthemen im Bereich der Planung von Schulfesten, des Unterrichtsbetriebs und der Abiturprüfungen. Merkwürdig ist, dass die Schule eine große Feier mit Sportwettkämpfen, wahrscheinlich zu Ehren des Reichkommissars, veranstalten möchte und gleichzeitig Krieg in ganz Europa herrscht und Griechenland unter der unmenschlichen Besetzung durch die Deutschen leidet. Wie sollen also die Schüler nach dem tragischen Hungerwinter in Griechenland an einem Sportfest teilnehmen können? Die Abiturprüfungen gehören zu den üblichen Höhepunkten an einer Schule. An ihrer Planung gibt es nichts Auffälliges. Aber die vorherrschende nationalsozialistische Ideologie der Schule wird durch die Veranstaltung des Heldengedenktages deutlich, an dem sowohl die Hitlerjugend als auch der nationalsozialistische Lehrerbund teilnehmen sollen.
Konferenzprotokoll vom 04.06.1942
✎ Beitrag: Ludovico Bitzios
Zunächst eine kurze historische Einordnung des Konferenzdatums in den allgemeinen Verlauf des Zweiten Weltkrieges und in die Ereignisse in Griechenland:
Die Blitzkriegsphase ist beendet. Das Jahr 1942 brachte für die Wehrmacht empfindliche Rückschläge und Verluste sowohl in der Sowjetunion als auch in Nordafrika. In Iraklio, Athen wurden am 14. Juni 1942 50 Geiseln von den deutschen Besatzern hingerichtet.
Zusammenfassung des Konferenzprotokolls vom 04.06.1942 der damaligen DSA: Folgende Themen wurden besprochen:
Anwesend sind die hauptamtlich deutschen Lehrkräfte.
Der Erlass des Auswärtigen Amtes bezüglich des Erholungsurlaubs der im Ausland beschäftigten Lehrkräfte wird durch den Direktor verlesen.
Punkt 1 besagt, dass den Lehrkräften 21 Tage Erholungsurlaub im Reich zur Verfügung stehen.
Punkt 2 besagt, dass die Lehrkräfte in der restlichen Zeit ihrer Ferien den Reichsvertretungen bzw. der Landesgruppenleitung zur Verfügung stehen müssen.
Punkt 3 besagt, dass Urlaubsreisen nach Deutschland wegen der Verkehrsschwierigkeiten untersagt werden und nur in besonderen Fällen beim Auswärtigen Amt beantragt werden können.
Die Niederschrift erwähnt ein Schreiben des Auswärtigen Amtes an die Reichsvertretungen in den Südoststaaten, in dem angefragt wird, ob Lehrkräfte aus Griechenland dort eingesetzt und zugleich den Urlaub von 21 Tagen dort verbringen würden. Aus diesem Grund wird mit einer möglichen Einberufung für den Feriendienst in Ungarn, Kroatien u.a. gerechnet. Des Weiteren beabsichtigt ein Plan des Kulturreferenten den Einsatz der Lehrer in Sprachkursen in der Provinz und auf Kreta. Befragte Kollegen haben ihre Bereitwilligkeit dazu schon geäußert. Anträge der Kameraden und Kameradinnen, die nach Deutschland fahren möchten, seien bis zum 8. Juni einzureichen.
Zur bevorstehenden Revision der Schule lesen wir:
a) Kamerad Lüder soll beauftragt werden, einen Plan für die Besichtigung des Deutschlehrer-Seminars vorzubereiten. b) Klassenarbeitshefte sollen zur Vorlage bereitgestellt werden. Klassenspiegel aller Klassen sollen vorliegen und die Kinder zur besonderen Pünktlichkeit ermahnt werden. c) Haus, Nebenhaus und Hof sollen bei der bevorstehenden Besichtigung besonders sauber sein.
Bezüglich des Abiturs finden wir folgende Einträge:
Die Teilnahme an der mündlichen Reifeprüfung soll für alle Lehrkräfte verpflichtend sein. Für die Entlassungsfeier am 11.Juni soll Kamerad Böhme beauftragt werden, eine Liederauswahl für den Chor vorzulegen. Im offiziellen Teil sollen die Übergabe der Prüfungszeugnisse, die Verteilung von Prämien und eine Ansprache des Direktors geplant sein. Die Feier soll für den 18.15 geplant sein, an der die Abiturienten und ihre Eltern, der Schulvorstand und der Gesamtlehrkörper teilnehmen sollen.
Verschiedenes:
Bezüglich der Fleckfieberepidemie lesen wir folgende Hinweise: „Es können keine Kinder aufgenommen werden, die die öffentlichen Verkehrsmittel benutzen. Unsaubere Kinder sind zu beobachten. Es muss auf guten Reinigungszustand der Räume geachtet werden.“ Unter Beurlaubung heißt es: „Anträge auf Weiterbeurlaubung aus dem heimischen Schuldienst sind wieder vorzulegen.“ Auf unauffällige Art soll nachgeprüft werden, welche Kinder englischen Privatunterricht haben.
Zum Verhältnis Schulvorstand und Lehrkörper weist der Direktor daraufhin, dass „der Schulvorstand Exponent des Schulvereins ist und nicht vorgesetzte Dienststelle, der Anstellungen, Kündigungen und den Unterhalt der Schule, finanzielle Fragen u.a. regelt“.
Konferenz vom 17. 06.1942
✎ Beitrag: Aliki Portosalte
Zunächst eine kurze historische Einordnung des Konferenzdatums in den allgemeinen Verlauf des Zweiten Weltkrieges und in die Ereignisse in Griechenland:
Wichtige Daten sind der 14. Juni sowie der 7. und 11. Juli 1942. Am 14. Juni, also 3 Tage vor der Konferenz, wurden von den deutschen Besatzern in Iraklio 50 Geiseln erschossen. Am 7. Juli wurde die Zwangsarbeit für jüdische Mitbürger von Thessaloniki angeordnet. Das führte zur öffentlichen Musterung und Demütigung der Juden am 11. Juli 1942 auf dem Freiheitsplatz in Thessaloniki.
Während die deutsche Besatzungsmacht die griechische Bevölkerung terrorisiert, geht der Schulbetrieb der damaligen DSA seinen gewohnten Gang.
Zusammenfassung des Konferenzprotokolls vom 17.06.1942 der damaligen DSA: Folgende Themen wurden besprochen:
Teilnehmende Lehrer / “Kameraden“
In der Konferenz vom 17. Juni 1942 besprechen die Lehrer Fragen, die hauptsächlich den Abschluss des Schuljahres, die Zeugniskonferenzen und die Ferienregelungen thematisieren. Nur hauptamtlich deutsche Lehrkräfte nehmen daran teil.
Das Protokoll enthält folgende Anweisungen: Schulorganisatorisches:
Die Klassenlehrer werden gebeten, in Absprache mit den Fachlehrern die Noten vollständig in die Listen einzutragen.
Am 27.6. soll nach der dritten Stunde der Schlussappell stattfinden und die Zeugnisse sollen verteilt werden. Außerdem sollen die Oberstufenschüler je zwei Bücher bekommen: Die deutschen Schüler zur Belehrung für gute Leistung und die griechischen Schüler zur Belehrung für ordentliches Deutschsprechen. Am 27.6 sollen dann laut Protokoll die Prämien überreicht werden.
Ferienregelungen
Im zweiten Teil der Konferenz geht es um die Frage der Ferien. Nachdem der Inhalt eines Telegramms des Auswärtigen Amtes besprochen wird, fragt der Direktor, wer nach Kroatien gehen werde. Das Telegramm soll sich laut Dr. Wrede, Landesgruppenleiter der NSDAP und Vorsitzender des Schulvereins der DSA, an jene Kameraden richten, deren Einberufung zur Wehrmacht zu erwarten sei. Alle Kameraden würden gerne nach Deutschland reisen. Greulich, Kuhlmann und Sigmund könnten sich einen Urlaub in Kroatien nur dann vorstellen, wenn für die Familienangehörigen eine Ausreisegenehmigung bestünde.
Der Direktor der Schule informiert darüber, a) dass das Juli-Gehalt in der Höhe des „heimischen Gehalts“ ganz oder teilweise in Athen abgehoben werden könnte und b) dass ab dem 18.6. Fahrkarten nach Deutschland am Larisa-Bahnhof zu bekommen seien, sowie c) dass Reichskreditscheine bis zu 200 DR/RM von der Reichskreditkasse ausgezahlt werden würden. In Budapest, im Hotel Zentrale ___, könnten die Lehrer bis zu 10 RM pro Tag einlösen. Abschließend werden verschiedene Reisefragen geklärt: Zum Beispiel: Bescheinigungen zum Besuch von Fremdenverkehrsorten.
Lehrmittel:
Im dritten und letzten Teil der Konferenz wird um die rechtzeitige Bestellung von Büchern und Heften gebeten. Manche Lehrer stellen den Antrag für den Ankauf von Glasbildern und anderen kleineren Lehrmitteln.
Meine Anmerkungen:
Auf den ersten Blick scheint diese Konferenz, eine übliche Lehrerkonferenz zu sein. Es geht um alltägliche, eher banale Themen, die mit der Schulorganisation zu tun haben. Merkwürdig ist aber, wie ausführlich das Thema „Ferien“ diskutiert wird, obwohl in ganz Europa Krieg geherrscht hat.
Konferenz vom 22.10.1942
✎ Beitrag: Alexandra Efthymiou
Zunächst eine kurze historische Einordnung des Konferenzdatums in den allgemeinen Verlauf des Zweiten Weltkrieges und in die Ereignisse in Griechenland:
1942 war ein wichtiges Jahr im Zweiten Weltkrieg, aber auch für die Deutsche Schule Athen. Der Krieg, der zunächst nur auf Europa beschränkt war, bekam durch den Kriegseintritt der USA eine globale Dimension. Durch den Rückzug der Roten Armee stießen die deutschen Truppen bis zum Don, der Wolga und tief in den Kaukasus vor. Die deutsche Machtausdehnung erreichte im Spätsommer 1942 ihren Höhepunkt, bevor die Wende des Kriegs einsetzte. Am 22. November schlossen die Sowjets die deutsche 6. Armee im Kessel von Stalingrad ein.
In Griechenland formierte sich der Widerstand gegen die deutschen Besatzer. Die Panhellenische Union der „kämpfenden Jugend“ PEAN verübte am 20. September 1942 einen Sprengstoffanschlag auf das Büro der ESPO (Nationalsozialistische Patriotische Organisation) in der Gladstonos-Straße im Herzen Athens. Die jungen Widerstandskämpfer wurden von den deutschen Besatzern in Kesariani hingerichtet. Die Aktivistin Julia Biba, die den Sprengstoff in einer Einkaufstasche zum Ort des Anschlags brachte, soll in einem deutschen Konzentrationslager enthauptet worden sein.
Zusammenfassung des Konferenzprotokolls vom 22.10.1942 der damaligen DSA: Folgende Themen wurden besprochen:
Nationalsozialistische Gedenktage:
Während rund um die Deutsche Schule Athen der Besatzungsterror zunimmt, diskutieren die Lehrer an der DSA über den Gedenktag der Gefallenen vom 9. November 1923, die Weihnachtsfeiern und Fragen des Unterrichtsbetriebs.
Was den Gedenktag der Gefallenen vom 9. November 1923 betrifft, soll die reichdeutsche Gemeinschaft eine gemeinsame Feier mit der Wehrmacht organisieren. Am 9. November soll der Unterricht in der ersten Stunde entfallen, damit die Flaggenhissung stattfinden kann. Der Direktor ordnet an, dass der Kamerad Böhme die Auswahl der Lieder und Kamerad Greulich die Auswahl der Sprüche treffen sollen.
Weihnachtsfeier:
Wie fast alle Feste an der Schule wurden auch die Weihnachtsfeiern von den Lehrern vorbereitet und organisiert: Statt der ursprünglich vorgesehenen Einteilung in vier Gruppen für vier verschiedene Feiern soll es im Jahr 1942 insgesamt nur drei Weihnachtsfeiern für den Kindergarten, die Grundschule und die Oberschulklassen 1-4 und 5-8 geben. Die Leitung der Hauptfeier übernimmt im Jahr 1942 der Schulleiter höchstpersönlich (Grundschulklassen II-IV). Auf Wunsch des Schulleiters, soll für die Nachfeier eine Kommission eingesetzt werden, bestehend aus den Kameraden Meysen, Siegmund, Schreck, Moeseke: Diese sollen Sprecher aussuchen und das Programm entwerfen.
Fragen des Unterrichtsbetriebs:
Klassenarbeiten und die Heftführung:
Die Konferenz legt fest, a) dass von jeder Klassenarbeit drei Hefte verschiedener Leistungsniveaus dem Direktor vorgelegt werden sollen, b) dass weiterhin auf saubere Heftführung zu achten sei. Unter Hinweis auf die Ausführungen des Reichskommissars empfiehlt der Direktor ein gründliches Studium von „Erziehung und Unterricht“ und weist vor allem auf die methodischen Bemerkungen in diesem Buch hin. Er betont, dass die Anforderungen auch an den Auslandsschulen mehr und mehr nach den deutschen Richtlinien zu bestimmen seien. Außerdem sollen die Lehrpläne für den Mathematikunterricht und den Geschichtsunterricht geändert werden: Das heißt: Bis zur 7. Klasse sollen die Lehrer den griechischen Lehrplan und ab der 8. Klasse den deutschen benutzen. Laut Protokoll wird der Kamerad Greulich vom Direktor beauftragt, in der nächsten allgemeinen Konferenz über die Gleichschaltung der deutschen und griechischen Geschichtslehrpläne zu berichten.
Fragen der Schulzucht
Bei der Frage der Schulzucht und -ordnung ermahnt der Direktor zur Pünktlichkeit. Die Verspätungen sollen mit Angabe der Minute im Klassenbuch vermerkt werden. Es sei außerdem unzulässig, die Schüler wegen Vergehens vor die Tür zu stellen. Der Schüler habe ein Anrecht, am Unterricht teilzunehmen.
Die Pausenaufsicht soll nach der vierten Stunde gewechselt werden und darüber hinaus werden laut Protokoll zwei Pausen von je 15 Minuten festgelegt. Regeln, die sich auf die Schüler beziehen, werden strenger. Es besteht eine Grußpflicht der Schüler gegenüber allen Lehrern. Aus erzieherischen Gründen sei auch die Erwiderung des Grußes durch die Lehrer notwendig, bemerkt der Direktor.
Diskussion über einzelne Schüler
Die Lehrer diskutieren über einzelne Schüler: Dabei wird vermutet, dass der Vater des Schülers T____nach Ägypten geflohen sei. Bei zwei anderen Schülern wird die arische Abstammung angezweifelt und ein schlechter Einfluss auf die Klasse festgehalten. Diesen Schülern sollte angeraten werden, die Schule zu verlassen.
Trennungsentschädigung
Bezüglich der Trennungsentschädigung teilt der Direktor Folgendes mit: Die Kameraden sollen gegebenenfalls auf dem Dienstweg melden, dass sie die Zulage trotz aufgehobener Trennung weiter erhalten haben.
Außerdem erfahren wir, dass die Partei monatlich eine Ortsgruppenversammlung veranstaltet. „Kamerad Böhme weist auf den ersten K.d.F (Kraft durch Freude) Kulturabend hin.“
Meine Anmerkungen
Die beschriebenen Maßnahmen zeigen den Geist der Schule deutlich. Es ist eine mit dem Reich gleichgeschaltete Bildungsanstalt. Schockierend für mich ist, dass auch die Schüler der DSA auf ihre arische Abstammung hin überprüft wurden. Was das für die betroffenen Schüler bedeutete, mag man sich gar nicht vorstellen. Durch das Protokoll merkt man, dass die Schule durch strengere Regelungen und Bestimmungen die Freiheit der Schüler immer mehr einschränkt.
Konferenzprotokoll vom 18.03.1943
✎ Beitrag: Alexandra Iliana Dimitriadi
Zunächst eine kurze historische Einordnung des Konferenzdatums in den allgemeinen Verlauf des Zweiten Weltkrieges und in die Ereignisse in Griechenland:
Im März 1943 begannen die Deportationen der Jüdinnen und Juden aus Thessaloniki und anderen Orten der deutschen Besatzungszone unter der Leitung von Dieter Wisliceny und Alois Brunner. Außerdem stellte die Wehrmacht im Bereich des Befehlshabers Saloniki-Ägäis einen ersten griechischen Verband zur „Bandenbekämpfung“ auf , das „Freiwilligen-Bataillon Saloniki“ unter Kommando von Georgios Poulos. Einige Monate später wurden weitere sogenannte „Sicherheitsbataillone“ aus griechischen Kollaborateuren geschaffen.¹
Am 5. März 1943 fanden große Demonstration in Athen gegen die von den Nazis in Gang gesetzte „Zivilmobilisierung“ zur Zwangsarbeit in Deutschland statt. Es gab Zusammenstöße mit der Polizei und den Besatzungstruppen, dabei stürmten Demonstranten das Arbeitsministerium und vernichteten die Listen von den Arbeitern, die nach Deutschland deportiert werden sollten. Noch am gleichen Abend gaben die deutschen Behörden bekannt, dass die Pläne zur Zivilmobilisierung zurückgezogen wurden. Es folgten viele Hinrichtugen.²
Am 18. Februar, zweieinhalb Wochen nach der deutschen Kapitulation von Stalingrad, rief Propagandaminister Joseph Goebbels den „Totalen Krieg“ aus. Die deutsche Zivilbevölkerung war heftigen alliierten Flächenbombardements und Luftangriffen ausgesetzt. Im Juli landeten die alliierten Truppen auf Sizilien. Das Gesetz des Handelns an sämtlichen Kriegsschauplätzen ging auf die Alliierten über.³
Zusammenfassung des Konferenzprotokolls vom 18.03.1943 der damaligen DSA: Folgende Themen wurden besprochen:
Anwesend sind der Direktor und alle deutschen Lehrkräfte, außer Fräulein Urff und Herrn Rudolph, die krankheitsbedingt fehlten. Die Lehrer diskutieren über folgende Themen:
Fragen zum Abitur
Es wird bekannt gegeben, dass in Vertretung des erkrankten Minister Fleischmann Ministerialrat Freysold als Reichsbeauftragter bei der Prüfung anwesend sein soll:
Das Datum für das bevorstehende Abitur wird bekannt gegeben, sowie die Termine für die mündlichen Prüfungen.
5.-8. April: schriftliche Prüfung
Reihenfolge der Fächer:
Zum Unterrichtsbetrieb:
Im Protokoll ist nachzulesen, dass viele Lehrer über die „undeutliche Aussprache“ vieler Schüler klagen. Daher bittet der Direktor auf eine systematische, klare und deutliche Aussprache zu achten, „ohne die Sprechfreudigkeit der Schüler durch zu häufiges Unterbrechen zu lähmen“. Die Schüler sollten möglichst viele Sprechanlässe im Unterricht bekommen. In diesem Zusammenhang sollte über eine Änderung der Sitzordnung nachgedacht werden, bei der die Schüler sich gegenseitig ansehen können.
Die Streikbewegung vom 5. März greift auch auf die Schule über: Dieser dauerte vier Tage und wurde friedlich ausgeführt. Die Schüler demonstrierten gegen die deutsche Besatzung. Am Freitag, 5. März, fehlten wohl aus diesem Grund 45 Schüler. Die Gründe des Fernbleibens der Schüler wurden laut Protokoll genau untersucht und bis auf 4 Fälle konnten die Absenzen geklärt werden. In drei Fällen konnte die Schule aufgrund von Beweismangel nicht gegen die Schüler vorgehen. Ein Schüler hatte sich zum Streik bekannt und wurde aus diesem Grund ohne Abgangszeugnis von der Schule verwiesen. Die Schule trifft Vorkehrungsmaßnahmen, um den Schülern während des Streiks einen sicheren Schulweg zu ermöglichen. Der Streik endete bereits am 9. März.
Vertrauensschüler:
Es ist zu lese, dass die Liste der Vertrauensschüler unverändert bleiben soll. Ersetzt werden sollten die ungeeigneten Schüler und die nach Deutschland zurückkehrten Schüler. Diese Vertrauensschüler haben die Aufgabe, dem Direktor unerwünschtes Verhalten zu melden, damit er intervenieren kann.
Verschiedenes:
Zum Schluss werden unwichtigere Themen kurz besprochen:
Das Datum der Elternsprechtage und der Schulappell werden festgelegt.
Das Laufverbot im Schulgebäude wird aufgehoben.
Die Klassen-und Fachräume sind während der Pausen abzuschließen, da sie häufig von Schülern genutzt werden, um Hausaufgaben zu erledigen.
Schließlich wird die Belegung der Turnhalle geregelt.
Persönliche Anmerkungen:
Sehr bemerkenswert ist, wie die Schule über der Teilnahme der SchülerInnen am Streik vom 5. März 1943 reagiert. Sie verlangen nicht nur einen Grund für das Fehlen der Schüler, sondern jeder, der öffentlich zugibt, am Streik teilgenommen zu haben, wird ohne Zeugnis der Schule verwiesen. Die Deutsche Schule Athen von 1943 konnte wohl keine von der Schule abweichende politische Einstellung dulden.
Quellennachweis:
1) Sabine Bade, Zeittafel, Gedenkorte Europa, https://www.gedenkorte-europa.eu/de_de/zeittafel.html, aufgerufen am 29.09.2020.
2) Zeitleiste, 1943, Erinnerungen an die Okkupation in Griechenland, http://www.occupation-memories.org/de/deutsche-okkupation/Zeitleiste/index.html, aufgerufen am 28.09.2020.
3) Kriegsverlauf 1943, LeMO Arnulf Scriba, © Deutsches Historisches Museum, Berlin, 15. Mai 2015, Text: CC BY NC SA 4.0, aufgerufen am 28.09.2020.
Konferenzprotokoll vom 09.06.1943
✎ Beitrag: Alexios Tsakalakos
Zunächst eine kurze historische Einordnung des Konferenzdatums in den allgemeinen Verlauf des Zweiten Weltkrieges und in die Ereignisse in Griechenland:
Ende Juli 1943 wurde Mussolini staatsstreichartig als „Duce“ abgesetzt und Italien erklärte Deutschland im Oktober den Krieg. Daher musste sich die Wehrmacht dem alliierten Vormarsch in Italien ohne Unterstützung des ehemaligen Bündnispartners entgegenstellen. Am 10. Juli 1943 landeten die Alliierten in Sizilien. Die italienischen Verbände zogen sich aus Griechenland zurück. Auf den Inseln Kefalonia und Korfu verübte die deutsche Wehrmacht am 18. September ein Massaker an italienischen Soldaten und Offizieren. Durch systematische Aufstellung von Kollaborationseinheiten („Sicherheitsbataillone“) betrieben die deutschen Besatzer eine Spalter-Strategie, die zum Beginn der ersten Phase des Griechischen Bürgerkrieges führte.¹
Zusammenfassung des Konferenzprotokolls vom 09.06.1943 der damaligen DSA: Folgende Themen wurden besprochen:
Ein Kollege, Kamerad Rudolph, wird von der Wehrmacht zurückgestellt und einem anderen Kameraden wird zu der Geburt seines Sohnes gratuliert.
Die Wohnungsfrage wird besprochen: Wegen des Krieges und der folgenden Besatzung war es für alle, auch für die deutschen Lehrer sehr schwierig, eine Wohnung und noch schwieriger, eine möblierte Wohnung zu finden. Die monatlichen Mieten der Lehrer wurden von der Schule zurückerstattet, solange die Lehrer die Quittungen vorweisen konnten.
Wenn man doch eine Wohnung fand, war es nicht nicht sicher, dass diese mit Möbel ausgestattet waren. Aus diesem Grund stellte die Schule den Lehrern Möbel zur Verfügung. Dieses Mobiliar soll in den von den Lehrern gemieteten Wohnungen bleiben.
Reisen:
Für die Erleichterung von Reisen und Aufenthalte in Hotels in Deutschland sollen Reiseausweise ausgestellt werden.
Außerdem wird das Thema des Gepäcktransports behandelt: Es soll ein Verzeichnis über die in der Schule verbleibenden Gepäckstücke erstellt werden. Außerdem will der Direktor besprechen, ob und wie die größeren Gepäckstücke von Belgrad nach Athen als Offiziersgepäck transportiert werden könnten.
Der Direktor empfiehlt, eine Dringlichkeitsbescheinigung für die Rückreise von Kameraden in Belgrad ausstellen zu lassen, so dass man unmittelbar nach Athen fahren kann.
Andere Themen:
Kameraden Rudolph und Siegmund sind beauftragt, in Deutschland nach Lehrmitteln z.B. Karten zu fragen.
Es sollen deutsche Zeugnisse für die in Athen verbliebenen deutschen und volksdeutschen Schüler ausgestellt werden. Diese sollen im Büro aufgehoben werden.
Kamerad Lüder soll für die Kameraden wichtige Nachrichten sammeln, beziehungsweise weiterleiten.
Zum Schluss verabschiedet der Direktor die Kameraden, die zur Wehrmacht einberufen wurden. Darüber hinaus verabschiedet er den Kameraden Kaspar, der als Schulleiter nach Thesaloniki wechselt.
Schlussworte: (Zitat)
„Zum Schluss gibt der Direktor einen kuzen Ausblick und betont, dass das Schuljahr trotz aller Belastungen der letzten Monate gut und ohne Störungen zu Ende geführt werden konnte. Der Direktor freut sich feststellen zu können, dass an maßgebenden Stellen die Erkenntnis durchdringt, dass die Schule die wichtigste und beständigste Grundlage aller Kulturarbeit im Ausland ist. Einen Ausblick auf das kommende Schuljahr zu geben ist nicht möglich, aber es sei doch zu erwarten, dass wir unsere Arbeit im September wieder aufnehmen können.“
„Mit einem dreifachen Siegheil auf den Führer verlässt der Direktor die Konferenz.“
„Schluss 20.20 Gez. Gross“
Konferenzprotokolls vom 07.10.1943
✎ Beitrag: Ionas Kablitz-Panagiotopoulos
Zunächst eine kurze historische Einordnung des Konferenzdatums in den allgemeinen Verlauf des Zweiten Weltkrieges und in die Ereignisse in Griechenland:
Im Jahr 1943 brach eine Woche nach dem Massaker an italienischen Besatzungstruppen am 16. Februar der Generalstreik in Athen aus. Anfang März begannen die Verhaftungen und Deportationen der Jüdinnen und Juden aus Thessaloniki, Kavala, Drama, Serres, Alexandroupolis und anderen Städten.
Im April entstanden die ersten „Sicherheitsbataillone“, bestehend aus griechischen Kollaborateuren, zur Bekämpfung von Banden und Partisanen.¹
Außerdem wurde am 7. April die letzte Kollaborationsregierung unter Ioannis Rallis gebildet. Diese existierte bis zum 12. Oktober 1944.
Hinzu kamen noch weitere sechs schreckliche deutsche Vergeltungsmaßnahmen an der griechischen Zivilbevölkerung: Am 25. Juli das Massaker von Mousiotitsa / Epirus, am 16. August das Massaker von Kommeno, am 14. und 18. September in Viannos / Kreta und auf den Inseln Kefalonia und Korfu, am 3. Oktober in Lingiades und am 13. Dezember das Massaker von Kalavryta.
Zusammenfassung des Konferenzprotokolls vom 07.10.1943 der damaligen DSA: Folgende Themen wurden besprochen:
Wir lesen folgende Einträge:
Neue Ämterverteilung:
Zu Beginn der Konferenz werden die neu besetzten Ämter und Vertretungen vorgestellt. Der Kamerad Lüder soll die stellvertretende Schulleitung kommissarisch übernehmen, da Kamerad Kasper das Amt des Schulleiters an der Deutschen Schule Thessaloniki annimmt. Herr Böhme soll zum Direktor der Grundschule und des Kindergartens ernannt werden.
Da Herr Meysen vom Heeresdienst zurückgekehrt ist, steht er der Schule nun wieder zur Verfügung.
Erwähnenswert ist außerdem, dass die Deutsche Schule Athen auf Beschluss des Auswärtigen Amtes neben fünf anderen Auslandsschulen nun auch zu den besonders bedeutend anerkannten Höheren Schulen „im Reich“ gehört.
Schulorganisatorisches:
Die Stundenverteilung der Fächer soll möglicherweise geändert werden, um den Schülern mit Förderbedarf Deutschunterricht anzubieten. Da der Englischunterricht anscheinend nicht sehr viel besser verläuft, sollen die 3. und 4. Klasse von Fräulein Heinrich zusammen unterrichtet werden. Im Sportunterricht soll wegen des Ausfalls von Herrn Ioanidis Herr Chatzitheodorou eingesetzt werden, um Herrn Greulich zu unterstützen.
Es wird berichtet, dass Herr Dimaratos anfangen soll, in der 8.Klasse Logik und Psychologie zu unterrichten und Fräulein Moseke in der Parallelklasse Kosmologie.
Des Weiteren werden die Fachleiter für die Schulfächer, den Kindergarten und die Grundschule angegeben.
Geschäftsbetrieb:
Es geht um die Verwaltung der Sammlungen und des Inventars. So ist zum Beispiel Herr Böhme zuständig für die gesamte Inventarverwaltung. Fräulein Urff ist verantwortlich für die Lehrerzimmerordnung, für die Physik-, Chemie- und Biologiesammlung sind Fräulein Moseke und Herr Siegmund zuständig. Zur Auswahl stehen noch die Büchereien der Grundschule und des Gymnasiums. (…)
Versorgung der SchülerInnen mit Schulmaterialien:
Den neuen deutschen Lehrkräften steht das Mobiliar der Schule zur Verfügung, es wird auch das Thema Wohnungssuche besprochen.
Bücher und Hefte der ehemaligen Bücherei der Schule sollen den SchülerInnen zur Verfügung gestellt werden. Es soll jedoch darauf geachtet werden, dass die Preise für die Materialien den Tagespreisen entsprechen. Die Hefte werden für 1.000 Drachmen pro Stück verkauft. Außerdem sollen 300 neue Schulatlanten bestellt werden, nachdem die neue Version von den Fachlehrern begutachtet wurde.
Die Anzahl der Klassenarbeiten seien von den Lehrkräften individuell festzulegen. Für die anstehende Benotung sollten es jedoch mindesten drei Klausuren werden. Einmal pro Tag können auch Hausaufgabenkontrollen stattfinden, um die Schüler auf die Klassenarbeiten vorzubereiten. Es wird betont, dass die Schüler die Arbeiten mit Normalschrift zu schreiben haben.
Ordnung:
Die Schüler müssen von ihren Lehrern abgeholt werden und diese begleiten sie schweigend und im Marsch in die Klassenräume. Die Aufsichten in den Pausen sollen sowohl griechische als auch deutsche Lehrkräfte übernehmen.
Um auf die kleineren Kinder der Grundschule aufzupassen, soll Herr Lüder Schülerinnen der Oberstufe auswählen und deren Namen notieren.
Die Klassenlehrer sollen zusätzlich darauf achten, dass ihre Schüler diszipliniert den Gruß / Hitlergruß ausführen.
Anwendung von körperlicher Gewalt sei grundsätzlich verboten, nur bei Rohheitsdelikten sei dies zugelassen, unter der Bedingung, dass die Maßnahme sofort dem Schuldirektor mitzuteilen sei.
Besprechung einzelner Schüler:
Einigen Schülern wird wegen mangelnder Leistungen der Abgang von der Schule angeraten. Zum Beispiel muss der Schüler L___ in der 5. Klasse sitzenbleiben oder er kann die Schule mit einem Versetzungszeugnis verlassen. Die Schülerin T___ wird ebenfalls nicht versetzt; falls sie die Schule verlässt, erhält sie ein Zeugnis für die 4. Klasse eines griechischen Gymnasiums. Ein weiterer Schüler bleibt ebenfalls in der 3. Klasse sitzen, da er „fast nie am Unterricht teilgenommen hat“.
Eine Schülerin, die in die 8a versetzt wurde, soll im Dezember in den Fächern Mathe, Physik, Chemie und Latein geprüft werden.
Die Gesamte Anzahl der SchülerInnen beträgt 189. Davon sind 95 Mädchen und 94 Knaben. Darüber hinaus sollen die Klassenlehrer feststellen, welche ihrer Schüler deutscher Herkunft sind und diese Herrn Lüder mitteilen.
Außerdem können nun auch Schüler ohne Deutschkenntnisse der 1. Oberschulklasse beitreten, sie müssen allerdings Sonderkurse besuchen.
Der Direktor betont, dass im Sportunterricht besonders aufgepasst werden soll, da die Schüler nicht versichert sind.
Persönliche Anmerkungen
Gleich in den ersten Zeilen des Konferenzprotokolls erkennt man, dass es sich um eine Schule handelt, die vom Krieg betroffen ist. Lehrer werden in den Heeresdienst einberufen, um an der Front zu kämpfen. Die neuen deutschen Lehrkräfte können von dem Mobiliar der Schule Gebrauch machen, denn freie Wohnungen, die kaum zu finden sind, stehen meistens leer.
Dass es sich um eine nationalsozialistische Bildungseinrichtung handelt, erfährt man anhand der disziplinarischen Maßnahmen. Sie sollen als Gruppe in die Klassen marschieren und den Hitlergruß ausüben. Die Lehrer dürfen in Ausnahmefällen sogar körperliche Gewalt anwenden, um die Schüler zu disziplinieren.