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15 Februar 2018

Tatorte der deutschen Besatzung 1941-1944

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Eine Entdeckungsreise durch die deutsch griechische Geschichte in Athen. Mit der Goethe App haben wir historische Erinnerungsorte der deutschen Besatzungszeit 1941-1944 in Athen erkundet. Die gemeinsame Spurensuche hat uns quer durch die Athener Innenstadt geführt. Der historische Höhepunkt der Zeitreise war der Besuch der Gedenkstätte in der Korais 4, der ehemaligen deutschen Kommandantur. Die SchülerInnen der Klasse 10 berichten:

✎   Beitrag: SchülerInnen der Klasse 10 

Auf den Spuren der deutschen Besatzungszeit 1941-1944

Es ist eine historische Spurensuche, die uns 74 Jahre zurück in die Geschichte Athens führt, an jene Orte und Schauplätze der sogenannten „κατοχή“ der schrecklichen Jahre der Besatzung durch die deutsche Wehrmacht. Mit der Goethe App auf unseren Smartphones begeben wir uns zusammen mit den griechischen Schülern des Lyzeums Distomo ins pulsierende Herz der Stadt Athen. Nicht die großartigen antiken Monumente sind unser Ziel, sondern die kaum sichtbaren, fast in Vergessenheit geratenen, völlig  unscheinbaren und so harmlos wirkenden Orte des Grauens und des Schreckens. So folgen wir den im Unterricht ausgearbeiteten Routen entlang der Stadiou-, der Panepistimiou- oder der Merlinstraße, denn dort befanden sich die mächtigen Schaltstellen der deutschen Wehrmacht,  das deutsche Feldgericht, der Generalstab oder das Hauptquartier der SS und der Polizei. Hinter den noblen und schicken Fassaden der mondänen Athener Palais des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts verwalteten und planten die Wehrmacht und die SS ihr unmenschliches Besatzungsregime.

Bildquelle:Korai 4, Notizen und Zeichnungen von Gefangenen. Foto: Anna Maria Droumpouki, Erinnerungen an die Okkupation in Griechenland↵

Die Gedenkstätte in der Korais 4

Eine der bedeutendsten Gedenkstätten aus dieser Zeit ist wohl in der Koraisstraße 4 zu finden. Besser bekannt als die ehemalige deutsche Kommandantur, das berüchtigte Gefängnis der Gestapo in Athen. Völlig unscheinbar, ganz versteckt zwischen den belebten Kaffees, Imbisstuben und dem Kino Άστυ befindet sich heute die historische Erinnerungsstätte. Nur ein schlichtes, bescheidenes Schild über dem Eingang der Gedenkstätte weist auf diesen wichtigen Erinnerungsort hin. Der Besucher muss schon genau suchen, um die Gedenkstätte zu finden.

Im den 6 Meter tief unter der Erdoberfläche liegenden Kellerräumen des Gebäudes der Nationalen Versicherungsanstalt, welches 1941 von der Wehrmacht beschlagnahmt wurde, wurde verhört, gefoltert und getötet. Wie viele Menschen dort inhaftiert waren, lässt sich nicht mehr genau rekonstruieren, dass es aber sehr Viele waren und dass die Inhaftierten Furchtbares erleiden mussten, davon erzählen und berichten die zahlreichen Inschriften und Skizzen an den Wänden des ehemaligen Gefängnisses.

Bildqelle: Korai 4, Notizen und Zeichnungen von Gefangenen. Foto: Anna Maria Droumpouki, Erinnerungen an die Okkupation in Griechenland↵

Die Gefangenen der deutschen Kommandantur

Dieses Gebäude in der Korais 4 beherbergte drei Jahre hindurch, von 1941 bis 1943, die Zentrale der deutschen Stadtkommandantur. Dienststellen der Feldgendarmarie (der Polizei), Büros, Verhörzimmer und Gefängniszellen befanden sich darin. Die Gefangenen der Koraistraße 4 wurden in der Regel direkt weiter in andere Gefängnisse, wie das berühmt berüchtigte „Averoff“ in der Leoforos Alexandras, in Konzentrationslager, an ihre Hinrichtungsstätte oder vor das deutsche Militärgericht gebracht. Die zahlreichen Skizzen an den Wänden aus dieser Zeit geben uns einen Einblick in die Zustände jener Zeit.

Willkürlich wurden Menschen auch wegen fadenscheiniger Gründe inhaftiert, so berichtet Konstantinos Kompenas, dass die Deutschen wegen illegaler Trittbrettfahrer gleich 80 Passagiere eines Straßenbahnwagons festgenommen hätten und diese 24 Stunden in den Kellerzellen der Korais festgehalten hätten. Κωνσταντίνος Κομπενάς: «Μας έπιασαν οι γερμανοί, διότι είμεθα αναρριχώμενοι επί των θυρών των τραμ της ΗΕΜ (σσ Ηλεκτρική Εταιρεία Μεταφορών). Εδώ είμεθα 80 κρατηθένετες επί 24ωρο», 20/7/44. Andere Inschriften berichten von der seelischen Not und der Ungewissheit der Inhaftierten nicht zu wissen, was die Gestapo mit ihnen vorhatte. Der jüngste Insasse war gerade einmal 14 Jahre alt, also noch ein Kind.

Bildquelle: Schülerbegegnung DSA-Lyzeum Distomo 2018

Unsere Erfahrungen

Aufmerksam erkundeten wir das Museum und lasen die Inschriften. An manchen Inschriften verweilten wir länger, weil wir betroffen und berührt waren von der Intensität der Botschaften.

Für uns war der Besuch eine wichtige Erfahrung. „Authentische Orte der Unmenschlichkeit und des Rassismus“ Worte des  ehemaligen Bundestagspräsident Wolfgang Thierse, SPD, tragen unserer Meinung nach, wesentlich zum Verständnis der Zeit des Nationalsozialismus und seiner Unrechtsstrukturen bei und seien daher eine unverzichtbare Ergänzung zum Unterricht, um das besser zu verstehen und zu begreifen, was Geschichtsbücher oft so kompliziert, trocken und distanziert vermitteln.

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