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10. März 2016 Zeitzeugenveranstaltung mit Hr. Isaak Mizan, Überlebender des KZ Auschwitz

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In einer Rede anlässlich des Gedenkens an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz im Bundestag des Jahres 2013 zitierte Norbert Lammert (ehem. Bundestagspräsident ) Elie Wiesel. “Sie tragen dazu bei, eine Generation der Zeugen von Zeugen zu bilden.”

Was in der Seele und im Gedächtnis bleibt

Die Schüler und Schülerinnen der 10e sowie der 11d/e wurden am Donnerstag, den 10. März 2016 tatsächlich Zeugen eines unvergesslichen und gleichzeitig erschütternden Zeitzeugengesprächs mit Herrn Isaak Mizan, einem der wenigen Überlebenden des KZ Auschwitz. Kaum in Worte zu fassen sind die unvorstellbaren Verbrechen und Grausamkeiten, welche I. Mizan im jungen Alter von 16 Jahren am eigenen Leib miterleben musste.

Sein Anliegen sei es jungen Menschen und Schülern vom Holocaust und von seinem Schicksal zu erzählen, weshalb er auch schon 15 verschiedene Schulen in Athen besuchte. Seine Botschaft: „Die Schüler haben ein Recht auf Wahrheit und die Erinnerung darf nicht vergessen werden.“

Bildquelle: Zeitzeugengespräch mit Isaak Mizan, Fotoarchiv Schülerbegegnung  2016

In seinen Schilderungen kehrte er zurück an die Orte seines Leidensweges, nach Auschwitz Birkenau, nach Sachsenhausen und Bergen Belsen. Die erzählte Reise zurück in die Vergangenheit fiel ihm sichtlich schwer, besonders wenn er über seine Familie sprach, von denen alle bis auf eines seiner vielen Geschwister umgekommen sind. Seine Eltern und älteren Geschwister hatten, obwohl sie selber kaum etwas zu essen bekamen, liebevoll auf ihr Stück Brot verzichtet und es ihm als Jüngstem der Familie zugesteckt. Tiefe, nie enden wollende elterliche Liebe und Zuneigung, in einer Welt voller Hass und Grausamkeit, das ist das intensivste Andenken an seine Eltern.

Die Gefangenen waren keine Menschen in den Augen der SS, sie waren Objekte mit Nummern. Seine Nummer, die man auf seinem Handgelenk einbrannte, trägt er ein Leben lang mit sich, sie ist Teil seiner Identität. Voller Bitterkeit erzählte er vom Zynismus und Sadismus der SS Soldaten und den Misshandlungen der Gefangenen. Auch er wurde schwer gefoltert, als ihm ein Wachsoldat ein Stück Brot zugeworfen hat und er es nehmen wollte. Die Angst, das Sterben, der Tod waren überall gegenwärtig, „wir verwendeten die Leichen als Kopfkissen, denn wir waren selbst mehr tot als lebendig“.  Als er im Frühjahr 1945 von den Briten aus dem KZ Bergen Belsen befreit wurde, wog er 35 kg. „Wären die Alliierten eine Woche später gekommen, hätte ich nicht überlebt.“ Als Jugendlicher erlebte er die Entartung und die Perversion des „Menschlichen“, die Krematorien. Er wurde Augenzeuge wie unschuldige, hilflose Frauen mit Säuglingen am Arm, Kinder, alte Menschen, u.a. in die Gaskammern getrieben und hingerichtet wurden, wie die Gefangenen gezwungen wurden, die Leichenberge zu den Krematorien zu schaffen. Die seelischen Wunden jener Zeit heilen nie. Gänzlich seiner Jugend beraubt, gab er aber nie die Hoffnung auf ein Überleben auf. Woraus er die Kraft geschöpfte, ist ihm auch heute noch ein Rätsel. Vermutlich war es die unbändige Lebenskraft und positive Lebenseinstellung, die er aus seinem familiären Umfeld in Arta, seiner Heimatstadt, mitbekam.

Bildqelle: Fotoarchiv, Schülerbegegnung  2016

Unter den 55 in der Bibliothek der DSA versammelten Schülern herrschte eine mitfühlende und bewegte Aufmerksamkeit. Es sind keine leblosen historischen Quellen, Bücher oder  Dokumentationen, die aus historischer Distanz erzählen. Nein, hier wird Geschichte lebendig, sie nimmt persönliche Gestalt an, durch jemanden, der sie persönlich miterlebt und erlitten hat. Aus diesem Grund war es  I. Mizan  als einem der wenigen noch lebenden Zeitzeugen wichtig, von den schrecklichen Verbrechen Zeugnis abzulegen und mit jungen Menschen darüber zu reden und sie aufzufordern, die tiefen Eindrücke der Diskussion weiterzuerzählen, damit die Botschaft „NIE WIEDER“  Krieg, „NIE WIEDER“ Hass, „NIE WIEDER“ Verbrechen gegen die Menschlichkeit von allen gehört wird.

Wir danken ganz besonders Herrn Isaak Mizan, sowie seiner Tochter Anna Mizan für ihre Bereitschaft der Einladung an die DSA zu folgen. 

Bildquelle: Fotoarchiv Schülerbegegnung 2016

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