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05. Dezember 2013

Wie wirklich ist die Wirklichkeit? Griechenland in den deutschen Medien

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70 Jahre trennen uns vom Ende des 2. Weltkrieges, ein ganzes Menschenleben und noch immer wirft dieser Krieg lange Schatten auf unsere Gegenwart, besonders in Distomo. Die Schülergruppe der 10e der deutschen Abteilung der DSA nahm teil an einem Schülerbegegnungsprojekt mit dem Lyzeum aus Distomo. Ein vielfältiges Programm erwartete die Schülerinnen und Schüler. Danae Arwanitidou berichtet…

✎   Beitrag: Danae Arwanitidou

Vergangenheit, die nicht vergeht!

Doch zunächst galt es, gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern aus Distomo deren Stadt zu erkunden. Ihre Eindrücke schildern sie mit folgenden Worten: „In Kleingruppen besichtigten wir die Stadt. Uns wurden Denkmäler, Kirchen, Museen und natürlich das Mahnmal des NS-Massakers gezeigt. Es ist sehr beeindruckend, auf der Anhöhe eines Hügels liegend, sodass es von überall zu sehen ist, es besteht aus zwei riesigen Reihen von Marmorplatten. Auf der einen Reihe ist der Verlauf des Tages des Massakers bildlich dargestellt, die andere Reihe erinnert an die Namen und das Alter jener Menschen, die an diesem Tag ermordet wurden.

Bildquelle: Blick auf Distomo, Fotoarchiv Schülerbegegnung DSA-Lyzeum Distomo 2014

Man steht vor schier endlosen Tafeln voller Namen, wobei der gleiche Nachname oft ganze Tafelreihen einnimmt. In einem kleinen Raum neben den Gedenktafeln befinden sich die Schädel der Ermordeten. Ein Anblick, der uns sehr schockiert hat. Als wir uns alle wieder gesammelt hatten, besuchten wir gemeinsam das Museum der Opfer des Nationalsozialismus, welches zwar sehr schlicht war, aber dadurch nur noch ausdrucksstärker auf uns wirkte.

Bildqelle: Fotoarchiv Schülerbegegnung DSA-Lyzeum Distomo 2014

Ein riesiges Foto der in Trümmern liegenden Stadt lässt uns das Ausmaß der Zerstörung und Gewalt erahnen. Daneben die Bilder jener Soldaten und Offiziere, die dafür verantwortlich waren. Beim Eintreten in den zweiten Raum wurde man schlagartig mit vier Wänden konfrontiert, die voller Portraits waren. Ein Bild von jedem Opfer. Erst da wurde aus der Zahl 218 eine lebendige Menschenmenge, da man jedes einzelne Gesicht vor sich hatte.“ Viele Schülerinnen und Schüler aus Distomo haben selbst Familienangehörige verloren, deren Fotos sich im Museum befinden. Ein Grund für Vorurteile oder Ressentiments?

Bildquelle: Fotoarchiv Schülerbegegnung DSA-Lyzeum Distomo Museum der Opfer des Nationalsozialismus 2017

Wohl die wichtigste Erkenntnis der Schülerbegegnungsprojekte: Die historischen Geschehnisse bilden keine unüberwindbaren Barrieren. Jugendliche aus Distomo und der DSA entdecken viel Gemeinsames, die vielen Aktivitäten des Projekts fördern die Annäherung, Freundschaften wurden geschlossen. Griechische und deutsche Jugendliche schreiben heute ein neues Kapitel der Geschichte und verdrängen so die dunklen Schatten der Vergangenheit.

Ein Filmworkshop im Rahmen der Schülerbegegnung

Bildquelle: Schülerbegegnung DSA-Lyzeum Distomo 2013

Ιm Rahmen des Schülerbegegnungsprojekt der DSA mit dem Lyzeum Distomo zum Thema „Das Griechenlandbild in den deutschen Medien“, das vom 7. bis zum 9. Dezember 2013 in Athen stattgefunden hat, wurden Filmworkshops mit dem Titel „Wie wirklich ist die Wirklichkeit?“ (P. Watzlavik) organisiert. Griechenland in der Wirtschaftskrise. Ein Land, das am Boden liegt, Massenarbeitslosigkeit, randalierende junge Menschen auf dem Syntagmaplatz, brennende Autos und geschlossene Geschäfte in einstmals noblen Athener Einkaufsmeilen, apokalyptische Szenarien, ausländische Presse und Fernsehdokumentationen malen das Bild „der faulen Griechen“ und der „Nazideutschen“, welches die Schlagzeilen der deutsch- bzw. griechischsprachigen Presse erobert. Was hat das mit ehrlichem Journalismus, mit den eigentlichen Aufgaben und der Funktion der Massenmedien in demokratischen Staaten zu tun, nämlich den Bürger sachlich und fundiert zu informieren? Kann man den Medien überhaupt noch Glauben schenken?

Bildquelle: Fotoarchiv Schülerbegegnung DSA Lyzeum Distomo 2013

Wie entstehen solche Bilder oder Filme? Welche Motive und Interessen stecken dahinter? Wie findet man als Schüler seinen Weg durch das Dickicht der medialen Überflutung? Diese und viele andere Fragen beschäftigen die Schülerinnen und Schüler. Gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern des Lyzeums aus Distomo wollen sie in Filmworkshops, angeleitet und unterstützt von Experten aus dem Bereich Film und Fernsehen, Herrn Fabian Eder (österreichischer Filmregisseur und Drehbuchautor) und seiner Frau, der Schauspielerin Katharina Stemberger, herausfinden, wie die Welt hinter der Kamera und am sogenannten „Schneidetisch“ aussieht. Eine fiktive Großdemo vor der DSA wird organisiert und mit zwei Kamerateams gefilmt, Interviews mit Demonstranten und Passanten aufgenommen. Umfangreiches Filmmaterial entsteht, das zu einem kurzen (zweiminütigen) Nachrichtenbeitrag zusammengeschnitten werden soll.

Bildquelle: Fotoarchiv Schülerbegegnung DSA Lyzeum Distomo 2013

Welche Bilder und Filmsequenzen werden ausgewählt, wie werden Interviews gekürzt, welche Wirkung will man erzielen und welche Botschaften und Aussagen vermitteln? Eine wichtige Erfahrung für die Schülerinnen und Schüler: Moderne Technik bietet eine ungeahnte Fülle an Möglichkeiten, der Journalist vertritt meist einen ganz klaren Standpunkt und ist zahlreichen äußeren Zwängen ausgesetzt, was ihn nicht daran hindern sollte, trotzdem differenziert und fundiert zu berichten. Und als junger Mensch sollte man sich der Gefahr der Manipulation und Verführbarkeit bewusst sein und sich stets einen kritischen Blick auf die Medien bewahren. Wir bedanken uns besonders bei unseren österreichischen Gästen Frau K. Stemberger und Herrn F. Eder für ihr Interesse, ihr Engagement und ihre kompetente Unterstützung beim Schülerbegegnungsprojekt! Dieses Projekt hat mit freundlicher Unterstützung der deutschen und österreichischen Botschaft stattgefunden.

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