Thema: Bedarf ein Staat einer Aristokratie?
Hier findet ihr eine Antwort unserer Gruppe auf die Themenstellung und auf den, aus heutiger Sicht, höchst bedenklichen Reifeprüfungsaufsatz von Markus aus den Jahr 1944
Wir haben gehört, wie Markus im Jahr 1944 im Rahmen der Reifeprüfung auf diese Frage geantwortet hat. Heute, mehr als 75 Jahre später, würde eine solche Antwort als menschenverachtend und rassistisch abgelehnt und sogar strafrechtlich verfolgt werden. Rückblickend ist es für uns schockierend zu sehen, wie vergiftet die Sprache und das Denken war. Ob die jungen Menschen damals in den Reifeprüfungsaufsätzen tatsächlich ihre Meinung Kund taten oder gezwungenermaßen das schrieben, was das Regime von Abiturienten erwartete, entzieht sich leider unserer Kenntnis.
Warum wir nicht wegsehen dürfen ?
Als Schüler_innen des 21. Jahrhunderts haben wir das Glück in einem friedlichen vereinten Europa unter einer freiheitlich demokratischen Staatsordnung zu leben. Diese Ordnung ist den Grundprinzipien der Gleichheit, Freiheit, Toleranz und Würde aller Menschen, egal welcher Hautfarbe, Geschlechts, Nationalität, Religion, Einkommens, etc. verpflichtet. Für uns gilt es heute sich für dieses friedliche Miteinander im bunten demokratischen Europa einzusetzen und sich für das Recht auf Vielfalt, Pluralismus und Partizipation zu engagieren. Aus diesem Grund beschäftigen wir uns mit den damaligen Schüler_innen, deren Schulzeit von einer gewalttätigen, verbrecherischen Diktatur geprägt war und die Demokratie nicht kennenlernen durften und untersuchen, wie sich nationalsozialistische Indoktrination auf Schule und die Schüler_innen auswirkt.
Platon oder die Suche nach dem idealen Staat
Nach Platon ist die Aristokratie die ideale Form der Herrschaft. Sie ähnelt der Oligarchie in der geringen Anzahl der Regierungsmitglieder. Für die Herrschaft der besten ist nicht der Titel ausschlaggebend, sondern die besonderen Fähigkeiten und Kenntnisse, im Sinne eben „idealer Menschen in einem idealen Staat“. Alle Bürger, die im Besitz des exklusiven Bürgerrechts der Antike sind, haben die Möglichkeit, als Herrscher gewählt zu werden, ungeachtet der sozialen Herkunft oder anderer persönliche Kennzeichen.
Platons idealer Staat, die Aristokratie, war eine Utopie und wurde niemals verwirklicht. Die Realität sah leider ganz anders aus: Macht lag stets in den Händen der Reichen und Wohlhabenden, derer, die einen Titel besaßen. Leider, galt es auch gar nicht, dass alle Bürger die gleichen Chancen besaßen, oder an der Herrschaft mitwirken konnten, weil die Edlen einfach die Macht an ihre Nachkommen weitervererbt haben. Was die Herrschaftsausübung betrifft, haben sich die Herrscher der Aristokratie egoistisch verhalten und kaum den Willen und die Bedürfnisse des Volkes berücksichtigt. Aber auch im Idealfall dürfte es den Aristokraten sehr schwergefallen sein, wirklich das Verlangen des Volkes zu verstehen und zu erfüllen, denn sie waren Menschen, die sowohl vom Volk als auch von deren tagtäglichen Problemen weit entfernt lebten. Außerdem war eine Kontrolle oder Mitwirkung an der Herrschaftsausübung bzw. Regierung schwierig oder gänzlich undenkbar, weil eine kleine Gruppe von Menschen mit unbeschränkter Macht herrschte.
Lernen aus der Geschichte: Weg frei für die Demokratie!
Im Laufe der Jahrhunderte hat man aus diesen negativen Erfahrungen gelernt. Die Demokratie hat sich durchgesetzt und die Gewaltenteilung, die Grundrechte, der Pluralismus, etc. sind nun zentrale Bestandteile der modernen Demokratie. Sie sorgen dafür, dass die Regierenden kontrolliert werden und ihre Macht nicht missbrauchen. Wenn man im Laufe der Geschichte alle Staatsformen untersucht, wird man sofort bemerken, dass es ein langer und schmerzhafter Weg war bis man die Durchsetzung der Demokratie erreichte. Die Demokratie ist genau das, was die Etymologie des Wortes bedeutet. «Δήμος» bedeutet „Staatsvolk“ und «κράτος» „Gewalt“ oder „Macht“ (oder „Herrschaft“). Das ist die Demokratie: Die Herrschaft, die vom Staatsvolk ausgeht und von ihr kontrolliert wird. Tatsächlich ist die Demokratie die beste Herrschaftsform, die bis heute erprobt und angewandt wurde und daher bin ich dankbar, dass ich in einem Land lebe, das als Geburtsstätte der Demokratie gilt und ich alle Annehmlichkeiten und Vorteile einer Demokratie genießen kann.
✎Beitrag: Angeliki-Maria Karagianni, Alexandra Efthymiou, Thomas-Alexander Karalis