Lehrer Pöschl 3 Hintergrundinformationen

Athen, 1941-1944

Am 27. April 1941 wurde Athen von den deutschen Truppen erobert. Wichtig ist zu erwähnen, dass die Besetzung Griechenlands ursprünglich nicht geplant gewesen ist. Erst nachdem der Diktator Italiens, Benito Mussolini, Hitlers Verbündeter, Griechenland im Oktober 1940 überfallen hatte, schickte das „Deutsche Reich“ Wehrmacht und Waffen-SS nach Griechenland.
An diesem Tag hissten deutsche Soldaten die Hakenkreuzflagge auf der Akropolis. Wenige Tage später holten zwei junge Griechen sie nachts wieder herunter, Manolis Glezos und Apostolos Santas.

Im April dieses Jahres griff die Luftwaffe strategisch wichtige Ziele, wie den Hafen von Piräus, an. Noch vor der Aufteilung Griechenlands in drei Besatzungszonen Mitte Juni betrieb die deutsche Besatzung in einer ersten „Phase offenen, unverhohlenen Raubs“ (Roth, S. 64) die Aneignung aller mobilen Wirtschaftsgüter im gesamten Besatzungsgebiet (von Bodenschätzen wie Eisenerz, Chrom und Bauxit bis hin zu Baumwolle, Olivenöl und Tabak) für die Kriegswirtschaft „im Reich“ und für die Besatzung im Land selbst. Organisiert wurde der systematische Raubzug von der Wehrwirtschafts- und Rüstungsabteilung des Oberkommandos der Wehrmacht (OKW), die zentral und in regional verteilten Einheiten, in die Manager der deutschen Großunternehmen und Wirtschaftsverbände (IG Farben, Montankonzerne, Reemtsma und andere) integriert waren, die Unterwerfung der griechischen Wirtschaft betrieb (Roth, S. 71).

„Die Ausbeutung des Landes diente gleichzeitig der Versorgung der deutschen Besatzungsarmee und -verwaltung, der Nutzung, Instandhaltung und Reparatur der Infrastruktur (Straßen, Brücken, Eisenbahn, Flotte) und den materiellen Raubzügen. Die Finanzierung aller Lasten war vom griechischen Staatshaushalt zu tragen. Dies führte im Laufe der Jahre 1942 und 1943 auch wegen massiv zunehmender Befestigungsbauten und neuer Truppenverstärkungen, da der OKW eine Landung angloamerikanischer Truppen in Westgriechenland befürchtete, zu einem sich ständig steigernden Zerfall der griechischen Währung und in deren Folge zur Verarmung der Bevölkerung. Zur Finanzierung der über den griechischen Staatshaushalt nicht abzudeckenden Besatzungskosten erzwang das Deutsche Reich von Griechenland im März 1942 ein Darlehen „ohne Kreditlinie“, das deutsche Stellen 1945 mit mindestens 476 Millionen Reichsmark berechneten. Bei Baumaßnahmen und der Ausbeutung der Bodenschätze, die zur Verarbeitung in der Rüstungsproduktion nach Deutschland transportiert wurden, wurden zehntausende Griechen als Zwangsarbeiter eingesetzt. Der Zusammenbruch der Rohstofflieferungen aus Griechenland und anderen Balkanländern im Sommer 1944 als Folge der erfolgreichen sowjetischen Sommeroffensive, die u. a. den „Verlust“ der bisherigen Bündnisländer Rumänien und Bulgarien bedeutete, war wesentliche Ursache für die Räumung Griechenlands durch die deutschen Truppen im Oktober 1944 und für die endgültige Schwächung der deutschen Kriegswirtschaft.

Die deutsche Besatzung hinterließ ein ruiniertes und ausgebeutetes Land. Sie hatte am Ende die Infrastruktur – Transportwege, Brücken, Eisenbahnen, Häfen, Flugplätze, auch Kanalbauten von Korinth – durch Sprengungen und Bombenangriffe weitgehend vernichtet, die zurückgelassenen Gruben unter Wasser gesetzt und wertvolle Anlagenteile nach Deutschland abtransportiert: Es war die „Strategie der verbrannten Erde“, militärisch sinnlos, allein der Vernichtungsabsicht geschuldet und völkerrechtswidrig. Die Bevölkerung war verarmt, die Unterversorgung allein im Hungerwinter 1941/1942 hatte um die 100.000 Todesopfer gefordert, Zehntausende waren im Widerstand gefallen, als Geiseln und als Opfer der Verbrechen an der Zivilbevölkerung ermordet.“

Zitiert aus: Gedenkorte Europas: Wirtschaftliche Ausbeutung, https://www.gedenkorte-europa.eu/de_de/article-wirtschaftliche-ausbeutung-und-zerstorung-griechenland.html, aufgerufen am 22.02.2020.

Quelle: Roth‚ Karl Heinz, Rübner‚ Hartmut: Reparationsschuld – Hypotheken der deutschen Besatzungsherrschaft in Griechenland und Europa, 2017.

Der Winter von 1941-1942 war der schwierigste Winter, den die Griechen seit langem erlebt hatten. Diese Zeit ist als Die Große Hungersnot bekannt. Sie war die Folge der wirtschaftlichen Ausbeutung durch die Besatzungspolitik des nationalsozialistischen Deutschen Reichs. Die Schätzungen über die Zahl der Menschen, die während dieser Zeit ums Leben gekommen sind, liegen zwischen 100.000 und 450.000 Opfer. „Die Straßen Athens lieferten ein grauenvolles Bild: Menschen brachen zusammen, Passanten gingen achtlos an Sterbenden vorbei, die an den Straßenrändern lagen, bevor sie von der Müllabfuhr abgeholt wurden.Abgesehen von den Städten war auch auf den Inseln die Situation dramatisch, da sie auf Lebensmittellieferungen angewiesen waren. Auf Syros war die Sterberate prozentual höher als in den Armenvierteln von Athen und Piräus. Eine genaue Erfassung der Opfer der Hungersnot war praktisch unmöglich, somit kann die Zahl der Toten nur geschätzt werden. Als gesichert gilt indes, dass die Hungersnot mehr Menschenleben gekostet hat als die Bombardements, der Partisanenkrieg und die Vergeltungsmaßnahmen der Besatzer zusammen. Sie ist daher bis heute stark im kollektiven Gedächtnis der Griechen verankert.“[1]

Bei ihrem Abzug im Herbst 1944 hinterließ die Wehrmacht ein zerstörtes Land: Jeder dritte Grieche litt an epidemischen Infektionskrankheiten (Malaria, Tuberkulose, Typhus); in manchen Regionen waren 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung betroffen, insbesondere Kinder.[2]

Griechenland hat eine bedeutende Geschichte, was den Widerstand gegen die deutsche Besatzung angeht. Bei »Sühnemaßnahmen« gegen die Einwohner von Dörfern und Städten wie Kalavryta oder Distomo töteten Wehrmachts- und SS-Einheiten rund 30.000 Zivilpersonen zur Vergeltung angeblicher oder tatsächlicher Partisanenangriffe. Diese Schätzungen sind vermutlich zu niedrig. Die »Besatzungsökonomie« ist mit Repressalien gegen Zivilisten, mit der Totalausbeutung des Landes, mit der Inflationspolitik, deren Folge der Schwarzmarkt war, und der rapiden Verarmung breiter Bevölkerungsmassen verbunden.[3]

Unter anderem gab es die ΕΛΑΣ (ELAS, Griechische Volksbefreiungsarmee), die ΕΔΕΣ (EDES, Nationale Republikanische Griechische Liga) und den EKKA (Nationale und Soziale Befreiung).

Die ELAS wurde während des Zweiten Weltkriegs unter dem Kommando des kommunistischen Widerstandskämpfers Aris Velouchiotis geführt, während der EDES von dem ehemaligen Offizier Napoleon Zervas und der EKKA von Dimitris Psaros geleitet wurde.

Im Jahre 1942 wurde die Eisenbahnbrücke von Gorgopotamos gesprengt, was zu einem Symbol des griechischen Widerstands wurde.  Diese Brücke war strategisch sehr wichtig, da sie “eine Haupt Nachschublinie der deutschen Wehrmacht für den Afrikafeldzug war”.[4] Wichtig ist zu erwähnen, dass es das einzige Mal war, dass die oben genannten Widerstandsgruppen zusammengearbeitet haben.

Die ideologisch gegensätzliche politische Führung zwischen den zwei größten Widerstandsgruppen und die dadurch entstehenden Probleme nach der Befreiung Griechenlands, was die politische Lage des Landes angeht, haben u.a. zum griechischen Bürgerkrieg von 1945 geführt.

Am 12. Oktober 1944 zogen sich die deutschen Besatzer aus Athen zurück. So endete ein wichtiges Kapitel der griechischen Geschichte.

Quellen:
Wikipedia: ELAS, https://de.wikipedia.org/wiki/ELAS, aufgerufen am 07.07.2020.
Wikipedia: EDES, https://de.wikipedia.org/wiki/EDES, aufgerufen am 07.07.2020.


[1]     Erinnerungen an die Okkupation in Griechenland: Hungersnot, http://www.occupation-memories.org/de/deutsche-okkupation/ergebnisse-des-terrors/index.html. Aufgerufen am 07.07.2020.

[2]     Droumpouki, Anna-Maria: Das Massaker von Distomo (10.06.1944): Belastendes Erbe eines unbewältigten NS-Verbrechens vom Kriegsende bis heute, in: Zeitschrift für Genizid-Forschung, 2019.

[3]     Ebd.

[4]                            Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Gorgopotamos, 25.1.2020.

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[1]     Ebd.

[1]                            Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Gorgopotamos, 25.1.2020.