Lehrer Greulich 2 Bericht über die Wohnungsnot in Griechenland

Text und Video!

Dr. Helmut Greulich.

            Studienrat.

Bericht über die Erfahrungen bei der Wohnungsbeschaffung im Winter 1941/42

Meine Bemühungen in der Wohnungsbeschaffung erstreckten sich in der ersten Zeit meines Athener Aufenthaltes in 2 Richtungen:

1.) Beschaffung eines möblierten Zimmers, 2.) Suche nach einer angemessenen Wohnung für meine Familie.

1.) Das Quartieramt der Ortskommandatur stellte mir eine Reihe von Anschriften zur Verfügung, die für die Zwecke der Wehrmacht beschlagnahmt worden waren. Ich habe mir mehr als 15 Zimmer angesehen. Für meine Bedürfnisse kam keines davon in Frage: Entweder handelte es sich um sogenannte „gute Stuben“ oder um höchst primitiv eingerichtete Räume, in jedem Falle fehlten so notwendige Einrichtungsgegenstände wie Schrank, Schreibtisch, Leselampe und anderes mehr. Kochmöglichkeiten, auf die man bei den heutigen Ernährungsverhältnissen angewiesen ist, gab es ebenfalls nicht.

Da es mir durch das freundliche Entgegenkommen des Herrn Pfarrers ermöglicht wurde, im Schwesternheim zu wohnen, habe ich vom Februar ‚42 ab die Zimmersuche eingestellt.

2.) Bei der Wohnungssuche für meine Familie machte ich folgende Erfahrungen:

  1. Es gibt keine leerstehenden Wohnungen in den Bezirken Athens, die wegen der unzulänglichen Verkehrsverhältnisse für mich in Betracht kommen. Im Kolonaki-Viertel zum Beispiel hat der Luftgau sich alle etwa freiwerdenden Zimmer und Wohnungen reservieren lassen.
  2. Es gibt keinen freien Wohnungsmarkt.
  3. Etwa leer werdende Wohnungen werden unter der Hand durch Mittelsleute vergeben, natürlich gegen eine entsprechend hohe Maklergebühr.
  4. Das Quartieramt der Ortskommandatur lehnte als nicht zuständig die Wohnungsbeschaffung für Zivilisten ab.
  5. Die Unterstützung durch die Reichsvertretung erwies sich als nicht tatkräftig genug. Wohnungsangebote erhielt ich von dort nicht. Es wurde mir lediglich der Rat erteilt, belegte Wohnungen zu besichtigen und deren eventuelle Beschlagnahme durch die Wehrmacht zu beantragen. Der Vorschlag erledigte sich von selbst, da keine amtliche Stelle dem Wohnungssuchenden eine Bescheinigung ausschreiben wollte, wonach er berechtigt ist, Wohnungen zwecks Beschlagnahme zu besichtigen.

Da es sich in den letzten Monaten herausstellte, dass ich meine Familie wegen der immer schwieriger werdenden Ernährungslage nicht nach Athen nachholen kann, stellte ich meine Wohnungssuche ein.

            In Zusammenarbeit zwischen Partei, Wehrmacht und Reichsvertretung müsste der Wohnungsbedarf der Deutschen Dienststellen festgestellt und der deutschen Schule ein bestimmtes Kontingent zur Verfügung gestellt werden. Der einzelne Zivilist, der als Neuling keine Verbindung zu Griechen besitzt, kann ohne Unterstützung der amtlichen Stellen nicht zum Ziel gelangen. Da die Tätigkeit der deutschen Schule als kriegswichtig anerkannt ist, müssten die Wohnungsbedürfnisse der deutschen Beamten denen der Wehrmacht gleichgestellt werden.

Dr. Helmut Greulich

Studienrat.