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10 Juni 2018 Schülerbegegnung: DSA-Lyzeum Distomo-Fritz Karsen Schule Berlin

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Athen habe ich als Ort der Abschlussfahrt vorgeschlagen, da es seit mehreren Jahren durch starke politische Einschnitte und Umbrüche gekennzeichnet ist. Außerdem ist es mir ein Anliegen, Jugendliche beider Länder zueinander zu bringen“, so die Initiatorin der Kursfahrt und der Schülerbegegnung der DSA mit der Fritz-Karsen-Schule↵, Frau K. Strutynski.

Die Schülerbegegnungen mit der Fritz-Karsen-Schule in Berlin existieren seit 2017. Regelmäßige Besuche in Berlin, Athen und in Distomo mit interessanten Workshops haben unsere Zusammenarbeit gefestigt. Hier schreiben Schülerinnen der DSA über das erste große Treffen an der DSA im Jahr 2018.

✎   Beitrag: SchülerInnen der DSA 

„Mauern in den Köpfen - Vorurteile und Stereotype“

„Alle Spanier tanzen gerne Flamenco, die Griechen sitzen lieber im Kaffeehaus und spielen mit ihren Komboloi, die Deutschen hingegen sind Sparmeister und gönnen sich nichts, die Österreicher leben in tiefen Tälern oder auf hohen Bergen und können alle Jodeln …“ – man könnt die Reihe unendlich fortsetzen. Es sind die Bilder und Vorstellungen, die wir von unseren europäischen oder außereuropäischen Mitbürgern in unseren Köpfen haben.

Woher kommen sie, warum gibt es sie überhaupt, erfüllen sie eine bestimmte Funktion, was machen sie mit uns und wie können wir sie überwinden? All diese Fragen beschäftigen die Schüler und Schülerinnen der DSA wie auch deren Gäste von der Fritz-Karsen-Schule aus Berlin.

Etwas mehr als drei Stunden experimentierten sie dabei an sich selbst, deckten ihre eigenen festgefahrenen Bilder und Vorstellungen auf, die wir alle teilweise gar nicht mehr wahrnehmen, und thematisierten diese. Betroffen mussten die Schülerinnen und Schüler feststellen, dass auch unsere vermeintliche Weltoffenheit allzu oft an unseren unreflektierten Vorurteilen endet.  Jeder “leidet“ mehr oder weniger, an dieser „Krankheit“ namens Vorurteil, etliche allerdings aber kultivieren sie auch noch!

Bildquelle: Schülerbegegnung DSA-Fritz Karsen Schule Athen 2017

„Es ist leichter, einen Atomkern zu spalten als ein Vorurteil.“ A. Einstein

Aber warum gibt es Vorurteil überhaupt, wenn ihr Nutzen eher ein Schaden ist als ein Gewinn? Diese Frage hat die Schüler beider Schulen zu einem regen Gedankenaustausch herausgefordert. Das Ergebnis: Menschen haben das Bedürfnis sich schnell und zuverlässig zu orientieren. In einer stets komplexer werdenden Gesellschaft fällt es zunehmend schwer sich eindeutig zu orientieren, Gewissheit zu erzielen, eindeutige Zuordnungen zu treffen. Stereotypen helfen dabei, Objekte, Menschen, Völker rasch einzuordnen und zu beschreiben. Vorurteile werden gefällt ohne wirkliche Erfahrung mit einer Person oder Gruppen gemacht zu haben. Beide erfüllen eine simple Funktion für den Menschen, nämlich Unsicherheit und Bedrohung psychisch abzuwehren. „Sie machen die Welt überschaubarer und stabilisieren unser Selbstwertgefühl.“*

Wenn wir nun unsere Stereotypen und Vorurteile erkennen und ihre Entstehung und Funktion erklären können, können wir uns dann von ihnen befreien?

Bildqelle: Schülerbegegnung DSA-Fritz Karsen Schule Athen 2017

Die Diskussion unter den Schülern resultierte in der Erkenntnis, dass die Bereitschaft zur Überwindung von Vorurteilen in hohem Maß von Bildung, Erziehung, Persönlichkeit und sozialem Umfeld der betroffenen Personen abhängt, denn Stereotypen und Vorurteile sind äußert resistent gegen Veränderungen, weil sie „eine Entlastungsfunktion haben, sie steuern die Wahrnehmung und verhindern damit auch neue Erfahrungen, da die Vorurteilsbehafteten den Kontakt mit den Objekten ihrer Vorurteile vermeiden.“*

Ein weiterer wichtiger Aspekt in der Auseinandersetzung war die Frage, wie moderne Gesellschaften, das vereinte Europa zum Beispiel, mit diesem Phänomen umgehen. „In Vielfalt geeint“, so lautet der Leitspruch der europäischen Union, eine Aufforderung an jeden, von der Andersartigkeit eines Mitbürgers zu lernen, sie als Bereicherung zu sehen und nicht als Mangel oder Bedrohung. Die vielfältigen Kulturen, Traditionen und Geschichten der europäischen Völker sollen wir Europäer so als Grundprinzip und Ausgangspunkt der europäischen Identität anerkennen, was eigentlich die Idealvoraussetzung ist, den Vorurteilen und Stereotypen ihren Nährboden zu entziehen. Noch nie war eine Gesellschaft so vielfältig, offen, grenzenlos, demokratisch und frei wie unsere und trotzdem lassen sich Vorurteile und Stereotypen nicht ausrotten. Ganz im Gegenteil, wir erleben gerade eine Renaissance nationaler Ressentiments, die bereits überwunden geglaubte Vorurteile und Stereotypen neu aufleben lässt. Parteien vieler europäischer Länder bedienen sich ihrer und betreiben damit recht „erfolgreich“ Politik.

Bildquelle: Schülerbegegnung DSA-Fritz Karsen Schule (FKS) in Berlin an der FKS 2018 

Was ist also zu tun? Darüber herrschte ein eindeutiger Konsens unter den Schülern beider Schulen: Der Schlüssel zur Überwindung von Vorurteilen ist ein mutiger, weltoffener Unterricht, der Schülern Toleranz, Demokratie, Verantwortung und Mündigkeit nicht nur vermittelt, sondern auch vorlebt.

Wir freuen uns schon sehr auf das Wiedersehen im Rahmen der Studienfahrt in Berlin im Dezember dieses Jahres!

Ganz besonders danken wir Frau Katarina Adamara, Theaterpädagogin und Grundschullehrerin, Absolventin der UdK in Berlin für ihre kompetente und bereitwillige Unterstützung und ihr Engagement.  

Schülerzitate: „In diesen drei Stunden haben wir viel über uns und die anderen gelernt“. „Wir wurden sensibilisiert uns mit einem hoch aktuellen und brisanten Thema auseinanderzusetzen indem all unsere unterschiedlichen Lernkanäle aktiviert wurden.“ „Es war eine große Bereicherung“.

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