Lehrer Wende 3 Handel

Der dreiste Handel des Hans Wende

Kommentar

Die Dokumente, die Wende während seiner Zeit in Griechenland für die deutsche Wehrmacht verfasste, schmuggelte er beim Abzug der Truppen auf abenteuerliche Weise bis nach Deutschland – entgegen den Befehlen der Vorgesetzten. Offensichtlich war er dabei von Geldgier getrieben, dennnach einigen Jahren entschied Hans Wende, seinen Bericht über die Lage in Griechenland zu verkaufen, indem er im Auftrag der deutschen Wehrmacht über die politische Lage und Widerstandsaktivitäten berichtet hatte. Er konnte den Bericht allerdings nicht zu dem gewünschten Preis verkaufen. So offerierte er das Material Ende 1952 seinem Bekannten Dr. Louvaris, Professor an der Athener Universität. Im Jahre 1953 begann er Verhandlungen mit der griechischen Zeitung “Ethnikos Kiryx” und “Eleftheria” über den Verkauf des Materials. Ein Jahr später erstellte er zur Verkaufsförderung ein Exposé mit dem Titel “Die griechische Widerstandsbewegung im Urteil der deutschen Heeresführung”. Doch hiermit fand das Werben kein Ende. Wiederholt bot Wende nun sein Exposé dem griechischen Generalstab und Mathiopoulos, einem griechischen Journalisten, zum reduzierten Preis an. Gleichzeitig verhandelte er mit dem Bundesarchiv, das allerdings darauf hinweist, dass Wende nicht einmal auszugsweise Kopien an andere Personen veräußern dürfe. Dabei hatte ihn bereits die Botschaft darauf aufmerksam gemacht, dass ein Handel mit dem Material, auch in Auszügen, illegal sei. Das Bundesarchiv erstand die Dokumente, von denen Wende einfach einige selbst behielt, für 2000 Mark. Nach monatelangem, hartnäckigem Feilschen machte auch Mathiopoulos schließlich das Rennen und erstand das Exposé im März 1957 zum endgültigen Preis von 400 Mark.

Die Tatsache, dass Wende versucht, die Dokumente zu verkaufen, erscheint uns als äußerst dreist. Wende war wahrhaftig nichts anderes als ein Spion im Auftrag der deutschen Besatzer. Es handelt sich dabei um umfangreiches und höchst brisantes Aktenmaterial, akribische Berichte über die griechischen Widerstandsgruppen und Feindnachrichtenblätter, die er zu verkaufen versuchte. Er berichtet darin über politische Geschehnisse, besonders den Widerstand. Es sind Dossiers, die schon während des 2. Weltkrieges und auch im nachfolgenden Bürgerkrieg in Griechenland wichtige und geheime Informationen enthielten. Seine Berichte über die Widerstandsaktivitäten hatten zu Sühnemaßnahmen gegen die griechische Bevölkerung geführt.

Wende bietet die hochbrisanten Feindnachrichtenblätter, deren

Autor er ist, als wertvolle historische Dokumente zum Kauf an. Dabei kennt er weder moralische Skrupel, noch zeigt er Reue oder Einsicht. Es geht ihm nicht um ehrliche wissenschaftliche Aufarbeitung, sondern um einen großen Deal.

Wende verlangt eine immense Geldsumme von griechischen Zeitungen, ca. 10.000 Dollar. Er erfährt, dass er nach deutschem Recht keinerlei Eigentumsrechte besitzt. Die Gesetzeslage ist klar. Der Bericht gehört als Dokument der Kriegszeit in Staatsbesitz. Wende verdient Geld mit etwas, an dem er keine Rechte hat und etwas, was schlicht unethisch ist.

Es ist eine unglaubliche Unverschämtheit, sich so kurz nach dem Krieg an die Griechen zu wenden, die so sehr unter dem deutschen Besatzungsterror gelitten haben, mit der Intention, Geld zu verdienen, vor allem, wenn man bedenkt, dass Hans Wende ein ehemaliger deutscher Soldat war, der durch seine Tätigkeit zutiefst in den Besatzungsterror verstrickt gewesen ist. Er kennt die schwierige innenpolitische Lage Griechenlands. Dennoch will er die hochbrisanten Dokumente verkaufen, trotz der Folgen, die das besonders für Personen des kommunistischen Widerstandes im Griechenland der 50er und 60er Jahre haben könnte. Damit sorgt er noch für weiteres Leid in einem Land, welches unter der nationalsozialistischen Besatzung des Dritten Reichs, das er unterstützt hat, fast zu Grunde gegangen ist. Hans Wende ist ein Täter.

Ilektra Mavridis