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14 Februar 2020

Wann endet Schuld, wann beginnt Versöhnung?

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Von Schuld, Verantwortung, und Reparationen, eine Reise zu den Gedenkorte an die deutsche Besatzungszeit. Ilektra berichtet euch hier von der Schülerbegegnung im Februar 2020:

✎   Beitrag: Ilektra Mavridi

Erinnerungsorte der deutschen Besatzungszeit 1941-1944 in Athen: Gedenkstätte: Schießstand Kessariani

Sonntag, der 16. Februar 2020, war der dritte Tag unseres Schülerbegegnungswochenendes mit den Schüler_innen aus dem Lyzeum Distomo. An diesem Tag war für beide Schülergruppen eine Exkursion zu drei Erinnerungsorten an die deutsche Besatzungszeit im Zentrum Athens geplant. Dazu trafen wir uns alle am Syntagma-Platz. Von dort ging es mit dem Bus zu unserer ersten Station, dem Schießstand in Kessariani. Der Ort diente den deutschen Besatzern als zentraler Hinrichtungsort.

Bildquelle: Schülerbegegnung DSA-Lyzeum Distomo 2020

Am 1. Mai 1944 wurden in Kessariani 200 politische Gefangene des berühmt berüchtigten KZ Chaidari exekutiert. Das jüngste Opfer deutscher Massenhinrichtungen in Kessariani war der erst 14-jährige Schüler Andreas Likourinos. Da die Anlage geschlossen war, konnten wir nur vor der Gedenkstätte unsere Lesung durchführen. Wir lasen einen Auszug aus dem Zeitzeugeninterview mit Eleni Georganta-Savvatianou, die damals selber erst 18 Jahre alt gewesen ist und aufgrund ihrer Widerstandstätigkeit Gefangene des KZ Chaidari war. Dort beobachtete sie die Selektion der Männer und deren Abtransport für die Exekution. Die Worte der Augenzeugin bezeugen den Schrecken und die Menschenverachtung der deutschen Besatzungszeit.

Bildqelle: Schülerbegegnung DSA-Lyzeum Distomo 2020

Gedenkstätte an die Opfer des NS Terrors in der Merlinstraße

Im Anschluss daran besuchten wir einen weiteren Gedenkort im Herzen Athens, einen der wichtigsten Schaltstellen des deutschen Terrorapparates, die ehemalige Gestapozentrale. An den Ort des Grauens und des Schreckens erinnert heute nur ein schlichtes, stilles, unauffälliges, für den Passanten, kaum wahrnehmbares Denkmal zwischen den bunten aufdringlichen Schaufenstern großer Kaufhausketten. Wie auch schon in Kessariani konnte man sich der Tragik des Ortes kaum entziehen. Es war ein erschütterndes Gefühl, die Worte des Zeitzeugen Loukas Kokkinos, der damals 16 Jahre alt war und die Grausamkeit der Folterkammern am eigenen Leib zu spüren bekam, zu hören.

Bildquelle: Schülerbegegnung DSA-Lyzeum Distomo 2020

Besonders aufgefallen ist uns die original Zellentür der ehemaligen Gestapozentrale sowie die Inschrift darunter. Sie sorgte für Gänsehaut am ganzen Körper: „Hinter dieser Tür wurden freie Menschen gefoltert und umgebracht“. An diesem Punkt wusste keiner von uns, was wir denken sollten. Sich das Leiden dieser Menschen vorzustellen ist unmöglich, gleichzeitig fühlte man das Verlangen nach Gerechtigkeit und Wiedergutmachung. Wie, auf welche Art und Weise, damit beschäftigten wir uns schon seit zwei Tagen. Wurden die Täter bestraft? Hat Deutschland für seine unglaublichen Verbrechen auf griechischem Boden Wiedergutmachung geleistet? Wann und in welcher Form, oder hat es sich dieser Verpflichtung entzogen? Um deutsche Schuld und den daraus resultierenden deutschen Reparationen gegenüber Griechenland als auch über die Fortsetzung unseres Begegnungsprojekts in Distomo im April ging es dann im Plenumsgespräch in den Räumen des historischen Archivs der Universität Athens.

Vorfreude auf das nächste Treffen in Distomo

Bildquelle: Schülerbegegnung DSA-Lyzeum Distomo 2020

Nach drei aufregenden und spannenden Tagen mussten wir dann leider Abschied nehmen von unseren Freund_innen aus Distomo. Dabei sind natürlich Abschiedstränen geflossen, aber wir wussten, dass wir uns in zwei Monaten wiedersehen würden. Dass es letztendlich ganz anders kam, konnte damals noch niemand von uns ahnen.

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