„Johann“ verfasst am 7. März 1939 einen Lebenslauf für die Zulassung zur Reifeprüfung
✎ Recherche: Angeliki Karagianni, Alexandra Efthymiou
Geburt in Deutschland
Es ist der 18. Dezember 1920 in Blankenese und niemand kann sich vorstellen, was in 20 Jahren passieren wird. An diesem Tag wird „Johann“ geboren. Er besitzt eine deutsche Staatsangehörigkeit und ist evangelisch-lutherischer Konfession.
Kindheit in Deutschland und Griechenland
Die ersten Jahre seiner Kindheit verbringt er in seiner Heimat. 1926 kommt er auf die Volksschule „Richard-Dehmel“ in Blankenese. Dort bleibt er aber nur ein Jahr, weil er nach Griechenland umziehen soll. 1928 kehrt „Johann“ nach Deutschland zurück und besucht dort weiter die Volksschule in Blankenese. 1930 kehrt er mit seiner Familie wieder nach Griechenland zurück und tritt in die Sexta der Deutschen Schule Athen ein.
Jugend unter der NS-Diktatur
Während „Johann“ die Deutsche Schule Athen besucht, gelangt die NSDAP mit Adolf Hitler in Deutschland langsam an die Macht. 1935/36 haben sich viele Deutsche mit dem NS-Regime arrangiert. Der Führerstaat findet in der Bevölkerung ein hohes Maß an Zustimmung. Immer mehr Menschen wollen dazugehören. Es gibt eine große Bereitschaft zum Mitmachen. Gleichzeitig entrechtet und verfolgt der Führerstaat Andersdenkende, jüdische Mitbürger und grundsätzlich alle Bürger, die von der nationalsozialistischen Volksgemeinschaft ausgeschlossen werden. Im Jahr 1936 kehrt „Johann“auf Wunsch seines Vaters nach Deutschland zurück, um die Verbindung mit seiner Heimat nicht zu verlieren, da er wahrscheinlich in Zukunft dort arbeiten wird.
Abiturprüfung an der damaligen DSA
1937 befindet sich „Johann“ wieder in Griechenland und besucht die Deutsche Schule Athen bis zu seiner Abiturprüfung. Besonders gern wollte er in den Fächern Nationalpolitik, Zeichnen, Biologie und Turnen geprüft werden, da er für diese Fächer besonderes Interesse zeigt. Außerdem gehört „Johann“ seit 1933 der Hitlerjugend in Athen an. Was seine Zukunftspläne betrifft, sind der Arbeits- und Militärdienst seine Priorität. Danach möchte „Johann“ gerne Jura studieren, damit er später im diplomatischen Dienst arbeiten kann.
„Johann“ im Krieg
20 Jahre nach seiner Geburt ist Johann im Jahr 1939 in den Militärdienst eingetreten. Im Sommer 1942 verbringt er wegen einer Ruhr-Erkrankung 3 Wochen im Feldlazarett in Athen. Am 12. Juli 1944 wird er als vermisst gemeldet. Ab diesem Zeitpunkt wird er in 7 verschiedenen Lagern in der Sowjetunion gefangen gehalten. Im Januar 1954 stellt er nach seiner Rückkehr einen Antrag auf Entschädigung als ehemaliger Kriegsgefangener. Er lebt nun mit seiner Mutter und Großmutter in Hamburg.